
Fire Records / VÖ: 28. November 2025 / Psychedelic-Americana
saintsmusic.com
Text: Torsten Sarfert
Der krachige Punk-Sound aus Zeiten, in denen The Saints in einem Atemzug mit den Sex Pistols und den Ramones genannt wurden, ist längst Geschichte. Bereits seit Jahrzehnten zelebriert die laut Landsmann Nick Cave «beste Band Australiens» einen (aus-)gereifteren Sound, den man am ehesten als Psychedelic-Americana oder besser «Australiana» bezeichnen könnte.
So klingt das aktuelle – und höchstwahrscheinlich letzte – Album «Long March Through The Jazz Age» als hätten sich The Church und Calexico in der Wüste «unter der Milchstrasse» getroffen, um den von Gram Parsons inspirierten Country-Blues Songs der Rolling Stones zu huldigen.
Fakt ist, dass das knapp einstündige, 12 Tracks starke Werk bereits 2018 und damit vier Jahre vor dem Tod von Sänger und Gründungsmitglied Chris Bailey im Church Street Studio in Sydney aufgenommen wurde. Eingespielt mit dem langjährigen The Saints-Schlagzeuger Pete Wilkinson, dem ehemaligen Tour-Toningenieur und einem handverlesenen Ensemble lokaler Musiker:innen, ist «Long March Through The Jazz Age» das musikalische, teils prophetisch anmutende Vermächtnis Chris Baileys‘: «I can hear a call / somebody’s calling me» («Carnivore»).
Mit erstaunlich jung wirkender und kraftvoll-gebrochener Stimme, untermalt von Streichern und Bläsern, Hammond-Orgel und zwölfsaitiger Gitarre, singt und sinniert Bailey über Niedergang, Auferstehung, Leben, Tod und allem dazwischen und ausserhalb. Textlich hat sich seit dem ikonischen The Saints-Debüt von «(I’m) Stranded» nicht viel verändert, musikalisch wurde jedoch auf ein flächiges Cinemascope-Sounddesign gesetzt, ohne die bluesig-dreckigen Ecken und Kanten zu sehr abzuschleifen.
Ein grossartiges Alterswerk und bittersüsser Abgesang einer der grössten australischen Bands – düster, melancholisch, wunderschön.
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