Kscope / VÖ: 15. November 2019 / Art-Rock
pineapplethief.com
Text: Michael Bohli
Man könnte behaupten, Bruce Soord wollte immer Steven Wilson sein: Die ähnliche Gangart im Bereich des progressiven Art-Rock, der ähnlich klingende Bandnamen, die Perfektionslust. Je mehr Alben er mit seiner Band The Pineapple Thief veröffentlicht hatte, desto klarer wurde aber, dass sich auf jeden Fall eine eigenständige Vision entfaltete. Die Musiker wuchsen, die Lieder wurden vielseitiger, die Liveshows packender. Und nun sind wir soweit, dass wir fast jährlich mit neuem Material vom Ananasdieb verwöhnt werden, heuer mit der 2018 aufgezeichneten Scheibe „Hold Our Fire“.
Während sich „Where We Stood“ vor zwei Jahren auf die Trilogie „All The Wars“, „Magnolia“ und „Your Wilderness“ fokussierte, will die Liveaufzeichnung «Hold Our Fire» den aktuell geltenden Tenor von The Pineapple Thief abbilden. Die Lieder und Musiker vom Album „Dissolution„, dargeboten während der letztjährigen Tour durch Europa – trocken aber mit viel Elan, konzentriert und in den richtigen Momenten elegisch. Das wirkt oft düster und nachdenklich, mit klaren Gitarren und mehrstimmigen Gesängen. Und natürlich dem immer unglaublichen Schlagzeugspiel von Gavin Harrison, der „All That You’ve Got“ zu einem perkussiven Orkan anwachsen lässt.
Aber nicht nur dies macht die Begegnung mit The Pineapple Thief auf „Hold Our Fire“ gelungen: Die Gitarrenechos bei „Far Below“ sind zielgenau, das Tempo von „Threatening War“ macht viel Laune, der Longtrack „White Mist“ lässt Art-Rock-Träume wahr werden. Es ist klar zu spüren, dass sich die aktuelle Konstellation auf der Bühne mehr als wohl fühlt, dass sie vor einem gut gelaunten Publikum das Songmaterial mit viel Energie und Freude angehen kann. Als besonderes Schmankerl endet die Aufzeichnung mit „3000 Days“, welches zusammen mit Gitarristen George Marios das Feuerwerk bunt und strahlend abschliesst. Wir sind für weitere Raubzüge bereit.