Pelagic Records, Metal Blade Records / VÖ: 26. November 2021 / Post-Metal, Progressive
metalblade.com
Text: Michael Bohli
Die Beschäftigung mit The Ocean verschlingt viel Zeit. Nicht nur legt das Berliner Kollektiv mit jedem zusätzlichen Album ein waghalsiges Konzept vor, vertont in einer überbordenden Menge an Musik, sondern hält sich mit der Komplexität nicht gerade zurück. Der Zweiteiler «Phanerozoic», welcher in den Jahren 2018 und 2020 veröffentlicht wurde, mischt Post-Metal, Prog und Hardcore mit der Vertonung der Erdgeschichte. Lehrreich? Nicht im klassischen Sinne, aber beeindruckend aufwändig und grossartig eingespielt.
«Phanerozoic Live» besucht die beiden Alben und ist ein Zeugnis der Fähigkeiten der Musiker von The Ocean. In Bremen bei einem Streaming-Konzert und am digitalen Roadburn Festival aufgeführt, sind die 15 Songs und 100 Minuten Musik ein Erlebnis ohne Publikum und Ansagen, dafür in technischer Perfektion inszeniert. Timing und Zusammenspiel ohne Fehler, eine druckvolle Wiedergabe der Kompositionen – von lautem Metal-Gewitter zu detailreichen Rock-Passagen. Auch ohne Zuschauer:innen verspürte die Gruppe einen Rausch beim Spiel, das merkt man an den Liedern und der Hingabe. Stücke wie «Jurassic | Cretaceous» oder «Silurian» sind wahre Wunder.
Wie in diesen Zeiten üblich, ist «Phanerozoic Live» weniger ein Testament über die Verankerung einer Band in ihrem Fantum, sondern ein Versuch, die Wucht eines Konzertes in unsere Wohnzimmer zu bringen. Da The Ocean über allen Zweifeln erhaben sind, gelingt dies mit der kolossal grossen Veröffentlichung. Was dringend zu beachten ist: Diese Liveplatte verschlingt gut und gerne einen ganzen Abend und kann so nebenbei nicht erfasst werden. Dafür belohnt der Genuss mit einem Post-Metal-Monolith sondergleichen.