Metal Blade Records, Pelagic Records / VÖ: 2. November 2018 / Post-Metal, Progressive
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Text: Michael Bohli
Gesteinsschichten, alte Zeiten, die Entstehung unserer Erde – eigentlich nicht sonderlich aufregende Themen, besonders dann, wenn man sich an den Geografieunterricht zurückbesinnt. Dank dem fruchtlosen The Ocean Collective wird einem als Musikfan aber seit 2001 immer wieder die Möglichkeit geboten, diese trockene Materie auf das Intensivste neu zu betrachten. Und mit dem ersten Teil des neusten Epos (der zweite wird 2020 folgen), landen wir in der Phase, in der sich auf der Erde das pflanzliche und tierische Leben gebildet hatte. „Phanerozoic I: Palaeozoic“ nennt sich die neue Scheibe und schliesst die „Pelagial“-Phase ab.
Schon immer zwischen ausufernden Konzepten und wuchtigem Post- und Progressive Metal zuhause, finden The Ocean auch mit ihrer neusten Platte ein ungeahntes Gleichgewicht zwischen schwerer Materie, noch heftigeren Riffs und fesselnden Passagen. In einer Dreiviertelstunde wird das Bild dieses Mal erweitert, was sich in hochmelodischen Stellen, brutalen Growls und sanften Gitarrenarrangements ausdrückt. Ein extremes Spektrum, das kongenial dargeboten wird. Bei welcher Band sonst wäre ein elf Minuten langes Biest wie „Devonian: Nascent“ so schlüssig wie hier? Ja, die Gaststimme von Jonas Renske tut ihr übriges.
Aber auch ohne Freunde wissen The Ocean, was sich im wuchtigen Post-Metal gehört. Ausdrucksstark und ohne Furcht werden Riffs und Ideen auf die Bühne gebracht, Lieder wachsen zu langen Erzählungen an und Strukturen winden sich spiralförmig gegen den Himmel. „Silurian: Age of Sea Scorpions“ bietet gleich von Beginn an die harsche Gehweise, „Permian: The Great Dying“ verbindet die Intensität von ISIS mit frischen, elektronischen Effekten. Verstörende Chorgesänge treffen auf emotionale Ausbrüche, „Phanerozoic I: Palaeozoic“ macht uns zu jeder Sekunde froh, in der heutigen Phase der Erde lebendig zu sein.