Radicalis / VÖ: 23. März 2018 / Alternative Rock
tnisy.com
Text: Michael Bohli
Wenn man die Biester schon nicht töten soll und andere Wesen gar nicht mehr existieren, dann ist es einfacher, den Weg gleich selbst zu gehen. Das dachte sich auch der Basler Musiker Marco Naef, der seit zehn Jahren als The Night Is Still Young (TNISY) eigene Lieder erdenkt und spielt. Und trotz seiner Tätigkeiten in diversen Bands hatten sich über die vielen Monate über 50 Lieder angesammelt, deren Auswahl nun endlich auf eine Platte gepresst wurde. „King Of The Bees“ heisst die Scheibe und zeigt Naef nicht nur als Leiter von vielen Talenten, sondern auch als Meister der Entspannung.
Denn im Gegensatz zu Titel gibt es hier keine hektisch umherschwirrenden Schwärme, sondern Lieder, die sich irgendwo zwischen Americana, Alternative Rock und Slow Core angesiedelt haben. TNISY kann dabei gerne als Schweizer Variante von Low betrachtet werden, wandert aber zwischen mehr Stilmerkmalen umher als die Gruppe aus Amerika. So ist „Swans“ ein leichter Schunkler mit Slide-Gitarre, „Assasin“ ein verrauschter Kandidat für Duelle in der Wüste und „Here Comes The Sun“ eine lecker gedeckte Tafel mit viel Volumen und Orgel – mit Chorgesang und viel Gespür für vergangene Jahrzehnte.
Man spürt schnell, dass die Lieder auf „King Of The Bees“ eine durchgehend hohe Qualität aufweisen und sich in der entschleunigten Welt mehr als wohl fühlen. So ist die erste Platte von TNISY nicht nur eine Kumulation langjähriger Arbeit, sondern ein wunderbarer Gegenpol zu den Stressfaktoren des Alltags. Und dass der Musik dabei immer die Weite der grossen Ländereien und das offene Denken anhaften, spricht gleich noch mehr dafür, in diesen Geschichten zu versinken.