Clouds Hill / VÖ: 16. September 2022 / Progressive Rock
themarsvoltaofficial.com
Text: Michael Bohli
Verdächtig kurz sind die Lieder und das Album an sich, 45 Minuten Spielzeit bei 14 Tracks. Das soll die Rückkehr der Prog-Schocker The Mars Volta sein? Wo sind die ewig langen Soundspielereien, die unendlichen Longtracks und unüberwindbaren Taktwechsel? Mit der selbstbenannten Scheibe sind Omar Rodríguez-López und Cedric Bixler-Zavala nach zehn Jahren wieder da, um alte Freund:innen zu besuchen und neue Fans zu gewinnen. Die siebte Scheibe der zwei Musiker schafft dieses Unterfangen mit ungeahnter Zugänglichkeit und angenehmer Verschrobenheit.
Der leicht dissonante Gesang, die südländisch wirkenden Rhythmen und die herumschleichenden Gitarren von «Blacklight Shine» machen klar: The Mars Volta haben ihre Markenzeichen in den Progressive Pop transportiert und überzeugen mit fokussierten und ideenreichen Kompositionen. Warm wird es mit dem in Spanisch eingesungenen «Qué Dios Te Maldiga Mí Corazón», «Flash Burns From Flashbacks» besinnt sich auf einen pochenden Takt und wunderbar mysteriöse Sounds.
Dass «Cerulea» weit in die stromlinienförmigen Gefilde einbiegt kann verwirren, allerdings fügt sich das Stück wunderbar in das Gesamtbild des Albums ein. Man schwelgt zusammen mit The Mars Volta bei «Palm Full Of Crux», man singt bei «Equus 3» sofort mit. Sicherlich gibt es bei «The Mars Volta» keine brutalen Passagen des Krachs mehr, keine mathematischen Gleichungen zwischen Riffs und Trommeln. Wohl aber beweist das Duo Talent und Mut, die Evolution dieser unvergleichlichen Gruppe dauert an.