Bella Union / VÖ: 29. November 2019 / Psychedelic Rock
flaminglips.com
Text: Michael Bohli
Kurz vor dem Ende des Jahrtausends kam ein letzter Lichtstrahl, ein Hoffnungsschimmer: Die psychedelische Rock-Band The Flaming Lips veröffentlichte das zugängliche und zugleich verschrobene Album „The Soft Bulletin“. Eine Platte, welche heute als Standardwerk in ihrer Diskografie gilt und von vielen innig geliebt wird. Um dies zu würdigen, führten die Amerikaner das komplette Album im Mai 2016 mit Orchester und Chor im Red Rocks Amphitheater live auf – dreieinhalb Jahre später folgt nun dessen Aufzeichnung.
Warum es so lange gedauert hat, das wissen wohl nur die Leute mit dem fetten Bankkonto bei Warner, The Flaming Lips sind bereits zehn Kreativschritte weiter, kehrten mit ihrem aktuellen Album „King’s Mouth“ stimmungsmässig aber zu „The Soft Bulletin“ zurück. Trotzdem: Wenn stürzt man sich schon nicht gerne in den epochalen Einstieg von „Race For The Prize“, das wilde Summen bei „Buggin’“, oder inmitten des Sekrets bei „The Gash“? Bässe Pochen, der Chor verleiht den Melodien eine Epik, das Orchester lässt den Art Rock anwachsen – der damalige Schritt, Gitarren in den Hintergrund treten zu lassen wird betont.
Dass Frontmann Wayne Coyne teilweise etwas angeschlagen klingt und die hohen Gesangsstellen nicht immer trifft passt zu den Harmonien, die sich gerne reiben, zu den merkwürdigen Soundeffekten. „What Is The Light?“ öffnet weiterhin die Seele, mit Bläsern und Melancholie, „Feeling Yourself Disintegrate“ wird übermenschlich schön, „Waitin‘ For A Superman“ landet irgendwie bei Elton John. The Flaming Lips und ihre Verstärkung haben die besten Momente von „The Soft Bulletin“ an diesem Konzert verstärkt, die Ewigkeit glänzt in diesen Liedern. „Being Drunk On Their Plan They Lifted Up The Sun.“ Diese Band darf, muss das immer wieder tun.