Bella Union / VÖ: 13. Januar 2017 / Psychedelic Rock
flaminglips.com
Text: Michael Bohli
Legalisiert alle Drogen, sofort! Und ja, Einhörner sollte es auch geben. Was Wayne Coyne auf ihrem neusten Erzeugnis für Parolen schwingen, überrascht nicht und ist eine wunderbare Abkehr von den momentanen Politikströmungen. Vielleicht würden diese Dinge doch einiges zum Positiven wenden – auf jeden Fall wäre „Oczy Mlody“ bestimmt ein Album, das in seiner Form plötzlich mehr Sinn ergeben würde. Klar, The Flaming Lips wurden mit verrückter und psychedelischer Musik bekannt, aber ganz nachvollziehbar sind gewisse Entwicklungen dann halt doch nicht. So steht 2017 in der Bandgeschichte zwar für etwas grössere Zurückhaltung, aber auch Verwirrung.
The Flaming Lips haben seit ihrer Gründung 1983 einige Wandlungen durchgemacht. War ihre Musik zu Beginn doch ein lärmendes Ungetüm aus Garagen-Psychedelica, fanden sie mit dem grösseren Popeinfluss die herrlichen Melodien und den Welterfolg. Doch auf jeden Sonnentag folgt Regen, und die Gruppe stürzte sich in den klanglichen Weltraum-Horror – Feedback und Rauschen. „Oczy Mlody“ gibt sich etwas ruhiger und reduziert das Bedrohliche. Dabei bieten Lieder wie „How??“ oder „Nigdy Nie (Never Know)“ verhaltene Melodien und sanfte Keyboardwände. Man findet in all der Träumerei sogar Hits, „The Castle“ und „We A Famly“ sind total eingängig. Vieles will aber nicht so richtig zünden.
Natürlich ist ein Werk wie „Oczy Mlody“ eine Scheibe, die Zeit braucht – wie so manches von The Flaming Lips. Aber Momente wie „The Galaxy I Sink“ sind mir doch etwas zu reduziert um die alte Begeisterung aufflammen zu lassen. Es ist immer schön, von dieser Band neue Musik zu erhalten und auch hier findet man wieder Stellen, die wohl keine anderen Musiker so hinkriegen könnten. In seiner schwebenden Form ist dieses Album aber eher eines für Fortgeschrittene und langjährige Fans – Einsteiger greifen etwas weiter in die Vergangenheit zurück. Oder konsumieren Drogen vor dem Anhören.