Voodoo Rhythm Records / VÖ: 29. April 2022 / Garage-Punk, Trash
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Text: Torsten Sarfert
Sie verehren Götter wie Saint Bo (Diddley), Saint Chuck (Berry), The Divine Little Richard, The Saints, Saints Ivy & Lux und viele weitere Heilige und Geister des Garage-Punk-Underground. Wem The White Stripes mittlerweile zu Mainstream und zu prätentiös sind, der ist bei Sister Ann und Brother Daniel von The Christian Family richtig aufgehoben.
„Devil Music? Gospel Punk? Total Trash?“, fragt uns schon das Albumcover. Die Antwort ist: Ja. Bereits der Opener (und gleichzeitig die erste Single) „Who’s gonna catch me“ zeigt die Marschrichtung auf: Catchy Hooklines und Handclaps, entrückter und doch melodischer Frauengesang (und Geschrei), Gitarreneffekte auf 11 und ein dumpf hämmerndes Schlagzeug, das auch den grössten Sünder:innen den Teufel aus dem unwürdigen Leib prügelt. Die Texte der elf kompakten Songs wie „You Gotta Love“, „Oh My Don’t Cry“, „Time To Pray“, „Baby Wants More“, drehen sich meist um zutiefst menschliche Themen wie Liebe, Hass, Glaube, Erlösung und ein bisschen Wahnsinn. Auch das einzige Cover – der 1959er Rockabilly Klassiker „Tornado“ von The Jiants – macht keine Ausnahme.
Unterm Strich also das, was man zumindest inhaltlich von einem ordentlichen Gottesdienst erwarten darf. Lasst uns gemeinsam singen und schreien, schwitzen und stampfen, beten und lieben, trinken und leben. Kann ja nichts schaden. Danke Voodoo Rhythm Records für die Rettung und Veröffentlichung dieses Lo-Fi-Evangeliums.
Wenn The Christian Family demnächst mit ihrem „raw and primitive sound“ irgendwo in der Nähe eine Messe (zer-)lesen sollten, könnte sogar auch ich mich zu einem Kirchenbesuch bewegen lassen. Schon allein um zu überprüfen, ob ich dort tatsächlich Lust bekomme Klebstoff zu schnüffeln. Denn genau das verspricht das Albumcover.
Amen.