Silver Arrow Records / VÖ: 15. März 2024 / Rock
theblackcrowes.com
Text: Torsten Sarfert
Konsistenz war noch nie ihre Stärke. Dazu hatten die beiden Black Crowes Gründer und Brüder Chris und Rich Robinson stets zu viel mit sich selbst zu schaffen. Dies hielt sie allerdings trotz Streitigkeiten, Auszeiten und Beinahe-Auflösungen nie davon ab, gemeinsam grossartige Songs zu schreiben. Zehn davon erscheinen jetzt auf „Happiness Bastards“, dem ersten Album von The Black Crowes seit 15 Jahren, mit ausschliesslich Eigenkompositionen.
Während Chris und Rich 2009 auf dem letzten Album „Before The Frost…Until The Freeze“ noch mehrheitlich in traditionelleren Americana-Gefilden fischten, kehren sie mit „Happiness Bastards“ wieder zu ihren Wurzeln zurück. Nämlich zu ihrer immer noch brandheissen Mischung aus flirrendem, gospel-getränktem Southern Rock, dreckigem Blues und klassischem Rock’n’Roll.
Um nichts dem Zufall zu überlassen, holte man sich den alten Bass-Buddy Sven Pipien und den Grammy-prämierten Produzenten Jay Joyce ins Boot und liess sodann die Krähen los. Diese flogen dann mit der alles überrollenden, tiefempfundenen Soul-Blues Nummer und Vorab-Single „Wanting & Waiting“ gleich auf in schwindlige Erwartungs-Höhen, und man fragte sich ob die Brüder diese Qualität auf Album-Länge halten würden können.
Ich würde die Antwort mal so formulieren: Das was The Black Crowes auf „Happiness Bastards“ abliefern, ist das Heisseste (und konsistenteste!) seit ihrem epochalem 1990er Debüt „Shake Your Moneymaker“. Nicht mehr und nicht weniger. In der zuletzt erwähnten Single gerät nicht nur das Blut des Sängers in Flammen und mit „Dirty Cold Sun“ gibt es sogar einen phänomenal funkigen Rock’n’Soul Kracher, der dem damaligen Herzstück des Debüts, der Otis Redding Coverversion „Hard To Handle“, groove-mässig nahezu ebenbürtig ist. Mit dem einzigen Unterschied dass jener diesmal aus der eigenen, schwarzen Feder kommt.
Das von Akustik-Gitarren getragene „Wilted Rose“ mit der frischgebackenen Grammy Gewinnerin Lainey Wilson, ist eine dramatische Ballade mit psychedelischem Ausgang und sollte nicht nur den Fans von „She Talks To Angels“ ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Mit „Flesh Wound“ gibt es einen radiotauglichen Song, der mit seinem treibenden Beat musikalisch ein wenig an Katrina & The Waves‘ „Walking On Sunshine“ erinnert, nur statt dem Sunshine-Feeling mit einer ordentlichen Schippe Dreck. Die Opener „Bedside Manners“ und „Rats & Clowns“ sind wie „Follow The Moon“ höllisch groovende Kracher à la Jagger & Richards, vor denen sich mit dem Country-Blues „Bleed It Dry“ ein weiteres Mal musikalisch verbeugt wird.
Zum Ausklang des kompakten, insgesamt knapp vierzig Minuten kurzen Werks, knüpfen The Black Crowes mit „Kindred Spirit“ dann auch noch einmal liebevoll und versöhnlich an das letzte Album und dessen Americana Sounds an:
„Oh kindred friend, where have you been? / I guess it’s been a while / Through thick and thin / Many times again / Always make me smile“.
Das fasst es treffend zusammen. Aber von mir aus muss es trotzdem nicht unbedingt wieder 15 Jahre bis zum nächsten Lächeln – rsp. Album – dauern.