Fire Records / VÖ: 10. September 2021 / Alternative Rock, Psychedelica
bevisfrond.bandcamp.com
Text: Michael Bohli
Der persönliche Raum für Zuflucht muss nicht still und zurückhaltend sein, gerne darf es dort klingen und teilweise laut werden. Das bezeugen The Bevis Frond mit ihrem neusten und erstaunlich langen Album „Little Eden“. Nicht nur setzt die Gruppe um Nick Saloman damit geschickt fort, was seit über dreissig Jahren besteht, sondern schafft es, im eigenen Kosmos neue Akzente zu setzen. 2018 war die Musik noch eine Bestätigung für Zweifler („We’re Your Friends, Man„), jetzt ist es die volle Wonne der eigenen Intention – ausgebreitet über zwei CDs und 20 Kompositionen.
Bevor man mit dem zehn Minuten andauernden „Dreams of Flying“ endgültig in die Ewigkeiten der nachhallenden Gitarrenriffs davonschwebt, laden The Bevis Frond während 80 Minuten dazu ein, ihrem Spiel zu lauschen. Niemals überkandidelt oder mit falschen Vorstellungen ausgestattet, die fünf Musiker spielen seelenruhig ihre alternativen Rocksongs, versehen mit Facetten der Psychedelica, des Grunge und der lässigen Entspanntheit. Ob Tom Petty, Pearl Jam oder Neil Young, in „Little Eden“ existieren viele Geister. Kein Wunder, Saloman und Co. waren schliesslich überall mit dabei.
Dass dem Album etwas der Altherren-Geschmack anhaftet sollte nicht verwundern, wie aber etwa bei einem Bob Mould gilt auch für The Bevis Frond die Eigenständigkeit mit notwendigem Genöle, Saitegegniedel und den einfachen Taktarten. Lieder wie „You Owe Me“, „As I Lay Down To Die“ oder „Here Come The Flies“ wissen in ihrer Art zu überzeugen, „Never Knew What Hit Me“ sorgt für Pop-Appeal, „There’s Always Love“ für die Emotionen. So ist „Little Eden“ wirklich ein Paradies, wenn man sich mehr als gerne in solchen Kompositionen verlieren will.