tBoG Music / VÖ: 4. September 2020 / Gothic Folk, Rock
thebeautyofgemina.com
Text: Michael Bohli
Immer weiter zu machen, sich wieder aufzurappeln, keine einfache Angelegenheit – besonders dann, wenn man seine Integrität nicht verlieren möchte. Wer den bisherigen Weg von The Beauty Of Gemina, oder von deren Mastermind Michael Sele verfolgt hat, der weiss über die Hürden und immer neu gesuchten Entwicklungen Bescheid. Aus hartem Gothic-Sound wurde nachdenklicher Akustik-Folk, Selbstzweifel wurden zu sicheren und ruhigen Liedern. „Resurgence“ verpackt all dies in klanglich geniale viereinhalb Minuten und lässt „Skeleton Dreams“ zum ersten Mal hell leuchten.
Zwei Jahre sind seit „Flying With The Owl“ vergangen und hatten für Sele nicht nur schöne Stunden bereit. Komplizierte Operationen, verändertes Umfeld, neuer Tagesablauf – das hört man in den vierzehn neuen Kompositionen von The Beauty Of Gemina. Denn obwohl der Gothic-Folk ähnlich wie beim Vorgänger aufgezogen wird, hat sich der Künstler mit seiner erweiterten Band noch stärker in eine erdige und bluesige Richtung gewagt. „Skeleton Dreams“ ist ein reduziertes und nachdenkliches Album, mit düsterer Grundstimmung und meist ruhig gehaltenen Stücken. „I Come To Grief“ und „Friends Of Mine“ stellen diese neue Form perfekt dar.
Weiterhin bleibt die emotionale Wirkung stark, The Beauty Of Gemina haben ihre Qualitäten keineswegs vergessen. „A Night Like This“ beschwört sofort das bekannte TBoG-Gefühl, „Maybe God Knows“ lässt einen im Refrain schmachten. Und wer sich zu „Rainbow Man“ nicht genüsslich mit einem Glas Rotwein der samtenen Nacht anschmiegen möchte, der hat diese Band eh zu früh aufgegeben. Denn weiterhin gilt, dass sich im Bereich der schwarzen Szene wohl keine andere so vielseitige und talentierte Gruppe finden lässt. „Skeleton Dreams“ zeigt dies in jedem Song und setzt das Vermächtnis beeindruckend fort.