V2 Records / VÖ: 17. März 2023 / Americana, Rock
The Band Of Heathens
Text: Torsten Sarfert
Das neue Album der Country-Rocker The Band Of Heathens aus Austin, Texas verspricht eine Rückbesinnung auf „ihre Einflüsse, ihre natürlichen Instinkte und die Art und Weise wie sie klingen, wenn sie auf die Bühne gehen“. Also einsteigen, anschnallen, cruise control auf 55mph und ab auf einen musikalischen Roadtrip.
Der Opener „Don’t let the Darkness“ macht gleich mal klar, wohin die Reise geht: klassische Country-Harmonien mit massenhaft souligen Ooohs und Aaahs durchpflügen die besungene Dunkelheit und lassen diese im Rückspiegel immer kleiner werden. Ein starker Start, der musikalisch und textlich an den Eagles/Jackson Browne Klassiker „Take It Easy“ erinnert.
Auf dem zweiten Track und der ersten Single „Heartless Year“ kann Sänger Gordy Quist zwar nicht klar erkennen ob das Licht, das er am Ende des Tunnels sieht, das Tageslicht oder das eines Schnellzugs ist. Macht aber nix, der Song rockt und im Zuge der Rückbesinnung lässt sich freudig feststellen, dass wir alle noch da sind. Ergo klarer Punkt für das Tageslicht. Gleich mal das Radio ein bisschen lauter drehen, das Verdeck öffnen und diese Tatsache mit „I Got The Time“ abfeiern. Der knackige Refrain, die rockigen Riffs und die angezerrte Bluesharp deuten stark auf Lynyrd Skynyrd als weitere Einflussgeber hin. Während die legendären Redneck-Rocker weiland noch den „Simple Man“ besangen, nimmt man hier mit der titelgebenden Ballade von den „Simple Things“ wieder etwas Dampf vom Kessel. Ein perliges Piano und dramatische Streicher schaffen Luft und Platz für immaterielle Werte. Zum Beispiel ein paar Takte Luftgitarre spielen, ein bisschen dazu singen und endlich zur so wichtigen Ruhe für den Geist finden. Platz gibt es danach ausserdem für den „Long Lost Son“ aus dem Brazos River Valley, der unterwegs aufgegabelt wird und irgendwie ein bisschen an einen gewissen Tom Petty gemahnt.
Aber nicht zuviel darüber nachdenken, lieber weiterhin Gas geben für die zweite, elegant groovende Single „Stormy Weather“. Hier schmeisst die Fahrgemeinschaft nun alles in den Pick-up Truck, was das Southern-Country-Rock Herz begehrt: Tolle Harmony-Vocals, ein klapperndes Honky Tonk Piano sowie sägende Slide-Gitarren.
Die halb-akustische Folk-Ballade „Single In The Same Summer“ lässt einen dann nochmals Luft holen bis mit „Damaged Goods“ und (der hoffentlich dritten Single) „The Good Doctor“ das Grande Finale eingeleitet wird. Dieses kulminiert im Abschlusstrack „All That Remains“ sogar in einer psychedelisch anmutenden Coda und man kann das Ziel des leider nur knapp 40-minütigen Rückbesinnungs-Roadtrips schon erahnen: Laurel Canyon, L.A., California, wo die Byrds schon mit der frischen Ernte warten.
Neue und unergründete Gebiete werden vielleicht ganz bewusst nicht angesteuert, aber wer gerne einfach wieder mal eine schwelgerische Landpartie in die vielzitierten guten alten Zeiten machen möchte, sollte sich diese Ausfahrt nicht entgehen lassen.