Autor: Corey Taylor
Titel: Zertrumpelt: Meine Abrechnung mit dem modernen Amerika
Verlag: Hannibal Verlag
ISBN: 978-3-85445-641-4
Webseite: hannibal-verlag.de
Ach, Corey Taylor! Wie ich es mag, wenn du mit Slipknot fantastische Töne spuckst. Auch mit Stone Sour freunde ich mich immer wieder aufs Neue an. Und wenn du bei Korn, Walls Of Jericho, Soulfly & Co. singend Pate stehst, steht bei mir das (Gänsehaut-)Haar.
Doch wenn ich dein neues Buch „Zetrumpelt: Meine Abrechnung mit dem modernen Amerika“ lese, legt sich meine Stirn in furchige Sorgenfalten. Wo bist du nur geblieben, du souveräner und performance-starker Clown? Wo ist er hin, der begnadete Musiker? Bitte, bitte, bitte – lass das Schreiben, das tun Andere (mehr als nur eine Quinte besser).
Aber man soll ja bekanntlich nicht mit der Türe ins Haus fallen, insbesondere nicht mit harscher Kritik. Und deshalb das Gute vorweg: Die Passagen in deinem neuen Buch sind dann gut, wenn sie Zitate Anderer sind. So etwa dieser von The Clash: „When they kick at your front door, how you gonna come? With your hands on your head or on the trigger of your gun“? Auch jener von Edmund Burke: „Nichts anderes braucht es zum Triumph des Bösen als die Untätigkeit aller guten Männer (und Frauen).
Unglücklicherweise schreibt man ja kaum ein Buch, das überwiegend Zitate beherbergt. Und so wirfst du viel zu oft mit komischen Ausdrücken um dich, „quietschorangenfarbener Volldepp-Wichsfrosch-Milliardär“ ist so einer. „Kommunistischer Faschistischer Heuchlerischer Neofanatischer Homophober Nazi-Schwanzlutscher“ ein anderer.
Du geizt im Allgemeinen nicht und fuchtelst förmlich mit der Fäkalkeule herum, hier ein Beispiel: „kackversetzt, champagnerdurchweicht und vollgepisst wie Zucker …“ Selbst wenn letzterer Sinn machen würde, wäre er völlig fehl am Platz.
Wenn du dann bei bestimmten Passagen diese Klammerbemerkung (und ähnliche) voranschickst, wird’s auch nicht weniger düster: „(An alle: Jetzt bitte die Sarkasmusbrille für Erwachsene aufsetzen. Und los geht’s …)“ Gewisse Vergleiche machen’s kaum besser: „… deswegen sind die Hippies und Friedenseulen letztlich genauso gewalttätig und unbeherrscht wie die Nazis und die Schlägertypen.“
Beim ganzen Wahnsinn, den du zwischen zwei Buchdeckel steckst, geht eigentlich vergessen, worum es geht bzw. weshalb du überhaupt in die Tasten greifst. Auf jeden Fall geht es mir so – vielleicht aber lese ich auch nur zu unkonzentriert, da ich das neue Slipknot-Album heiss ersehne.
Hm, 2019 soll es soweit sein, wird es aber nicht, wenn du dich abseits der Notenschlüssel-Virtuosität verdingst. Also, Corey Taylor aka Aushängeschild von Slipknot und Stone Sour: Lass es respektive tu es!
Text: Cyril Schicker