3. April 2019
Im Gespräch mit: Cesare Pizzi (Keyboard), Bernard Trontin (Schlagzeug) und Franz Treichler (Gesang und Gitarre) von The Young Gods.
Sie sind wieder da, die Industrial-Pioniere aus Fribourg. Und mit „Data Mirage Tangram“ haben The Young Gods ein Album veröffentlicht, das druckvoll über das Land preschte. Mit der vollen Wucht des Trios, harten Passagen und betörender Electronica – wie in den besten Zeiten dieser schweizerischen Legende. Gefeiert wird dies natürlich nicht nur vor der heimischen Stereoanlage, sondern auf den Bühnen der Welt – und in Basel.
Den Veranstaltern des diesjährigen Czar Fests ist es gelungen, die Band für den Samstag 20.04.2019 in die Kaserne zu holen. Da konnten wir es uns nicht nehmen lassen, einen Fragebogen nach Osteuropa zu senden, wo sich die Band gerade auf ihrer Tour aufhält.
Mehr Informationen zum Czar Fest, welches vom 19.-20.04.2019 in der Kaserne Basel stattfindet, findet ihr hier, Tickets gibt es bei Starticket.
Michael: „Data Mirage Tangram” – ist die Welt geometrisch und rechnerisch erfassbar?
Cesare Pizzi: Geometrie ist berechenbar und Berechnung definiert Geometrie
Franz Treichler: Ich glaube nicht, dass die Welt geometrisch und berechenbar ist, eher geometrisch und rechnerisch
Ihr singt „We Are So Pentagon”, ist das Ungerade reizvoller als das Gerade?
CP: Was ähnlich wird, ist seltsamerweise gleichwertig.
FT: Es ist eine Referenz auf das Pentagon in Amerika. Ich stelle mir Engel mit Jutesäcken auf dem Kopf vor, wie Gefangene in Guantanamo Bay, die einen Himmel aus kapitalistischem Blut zerstören, der uns überhängt. Ich nehme an, das ist ungerade und seltsam!
Bernard Trontin: Was attraktiv ist, ist selten gleichförmig und konform.
In eurer Karriere habt ihr diverse Konzertformen gespielt, auch mit Orchester. Welche Auftrittsart möchtet ihr noch ausprobieren?
CP: Die olympische Disziplin!
FT: Am 25. Mai spielen wir mit der Landwehr, der offiziellen Musikorganisation der Stadt und des Kantons Fribourg. Dies ist eine Harmonie von 80 Musikern. Wir interpretieren „in C“ von Terry Riley, einem Zeitgenossen von Phil Glass und Steve Reich. Ein aussergewöhnliches Erlebnis für alle.
Euer neues Album wurde vielfach besprochen. Doch was muss aus eurer Sicht dazu noch gesagt werden?
CP: Wir sind immer noch dabei, darüber zu diskutieren …
Welches eurer Alben ist für euch das Wegweisendste, und welches war in der Band das Kontroverseste?
FT: „Knock On Wood“ war das revolutionärste und auch umstrittenste Verfahren.
CP: Die Kontroverse führt zu Revolutionen.
Welches eurer Lieder würdet ihr auswählen, um eure Musik einem Ausserirdischen zu erklären?
BT: „Moon Revolutions„.
CP: „Astronomic„.
FT: „Nous de la lune„.
Was erwartet ihr vom zweitägigen Czar Fest?
BT: Es braucht nur ein „e“, damit es das Cezar-Fest wird!
Welchen Auftritt darf man an diesem Festival auf keinen Fall verpassen, nebst The Young Gods natürlich?
BT: Es wäre besser, wenn wir den Zeitpunkt für das Eintreffen der Künstler nicht verpassen würden.
Die Szene pulsiert in Basel – liegt dies am pharmazeutischen Rheinwasser?
CP: Die Vibration ist im Gleichgewicht mit den Strömungen, die den Durchfluss bestimmen.
FT: Der Rhein ist das Wasser der Roche?
Was fehlt in der Schweizer Musikszene noch, um die veralteten Konventionen zu durchbrechen?
BT: Migros-Daten.
Heuschrecken leiten das Czar Fest, welches Tier steht für The Young Gods?
Alle: Seemöwe und Chandon. (Anm. der Redaktion: Wortspiel mit der Champagnermarke „Moët & Chandon“, Seemöwe heisst auf Französisch „Mouette“.)
Vielen Dank für eure Zeit und Musik.
Interview: Michael Bohli