26. November 2016
Im Gespräch mit: Florian Egger, Organisator der Metalbörse Schweiz.
Alle Jahre wieder treffen sich schwarz gekleidete und gleichgesinnte Liebhaber in der kleinen Stadt Zofingen im Aargau. Die Schweizer Heavy Metalbörse rief dieses Jahr bereits zum 19. Mal alle Freunde der harten Klänge zu sich in den Stadtsaal und bewies erneut, dass physische Musik für immer leben wird. An den zahlreichen Ständen wurde nicht nur mit Vinyl und CDs gehandelt – viele Besucher deckten sich auch mit Shirts, DVDs oder ausgefallenen Fanartikeln ein. Und wer von der schieren Auswahl etwas überfordert war, der gönnte sich ein Bier oder Sandwich und diskutierte über limitierte Pressungen aus fremden Ländern und alten Zeiten.
Michael: 19 Jahre Metalbörse, das schreit nach einem Glückwunsch. Schliesslich ist es doch eine reife Leistung, nach all diesen Veränderungen im Business als Börse immer noch zu bestehen.
Florian Egger: Von Beginn an hatte unser Anlass eine grosse Resonanz. Damals wurde ich von den Deutschen Börsen für Metal inspiriert und überlegte mir, einen solchen Markt auch in der Schweiz zu veranstalten. Zusammen mit Matthias Lotz, dem Veranstalter des Deutschen Pendants, ging ich eine Kooperation ein. Er unterstützte mich mit Werbung und ich organisierte die erste Börse trotz allen Unkenrufen.
Die erste Börse fand im kleinen Saal statt und war ein gewaltiger Erfolg und bereits im zweiten Jahr führte ich die Börse alleine durch. Das Logo stammt weiterhin von Matthias und er besuchte uns auch einige Male, aber der Erfolg hielt an und es läuft seit all diesen Jahren ohne Einbruch.
Schön zu hören. Doch es ist trotzdem merkwürdig, dass eine solche Veranstaltung gerade in einer Stadt wie Zofingen funktioniert. Wieso hier?
Ursprünglich wollte ich die Börse im Z7 in Pratteln starten, doch leider klappte es da mit der Unterstützung nicht wirklich. Auch finanziell wollte es nicht passen und somit kam mir der Gedanke, dass die zentrale Lage zwischen Basel, Bern, Luzern und Zürich sich perfekt eignet. Dank René „Fribi“ Freiburghaus vom Outsider Shop in Olten kam der Kontakt mit Urs Vögele vom Ox Kulturverein in Zofingen zustande und gleich von Beginn an funktionierte diese Zusammenarbeit. Sicherlich würde es beispielsweise in Zürich etwas anders laufen, doch dann wären die Fans aus Bern wieder zu weit entfernt. Somit ist Zofingen eigentlich perfekt.
Hast du es an der Metalbörse trotzdem bemerkt, dass besonders die Vinyl-Szene immer weiter zusammenbrach und die Leute erst in den letzten Jahren wieder mit dem Kauf von Platten begonnen haben? Oder ist es gerade in der Metal-Szene so, dass die Käufer immer bereitschaftlich erschienen?
Musikfans, die Metal und Hard-Rock hören, sind sehr treue Leute und wechseln nicht auf den erstbesten Trend. Gerade darum gab es hier auch immer extreme Die-Hard-Fans des Vinyl und die Schallplatten haben sich immer sehr gut verkauft, die CDs dann eher bei den Jüngeren.
Das merkte man auch gleich wenn man den Saal betrat – hier ist es immer sehr voll.
Genau, und auch die Aussteller mögen diese Börse sehr, da hier eine gute Stimmung herrscht und das Klima immer angenehm ist.
Hat sich denn das Bild der Besucher über die Jahre verändert – finden wieder vermehrt junge Leute den Weg in den Stadtsaal?
Das ist sicherlich so. Viele aus den ersten Jahren sieht man nicht mehr, dafür erblickt man immer wieder neue Gesichter.
Was läuft denn bei dir am Stand am besten?
Mein Spektrum am Stand ist eher klein, von Melodic Metal zu Hard Rock und AOR – die wirklich harten Gangarten verkaufe ich praktisch nicht. Ich bin auch einer der wenigen mit diesem Sortiment hier und kann soweit nicht klagen. Wenn jemand auf Thrash Metal steht, dann muss er halt an einem anderen Stand auf die Suche gehen. Aber genau so verteilt sich das Ganze auch wunderbar.
Nächstes Jahr steht das grosse Jubiläum an, gibt es bereits Pläne für besondere Aktivitäten oder Überraschungen?
Was genau wissen wir noch nicht, aber wir hatten bereits in der Vergangenheit Bands an der Börse, die signiert haben. Ich bin noch mit ein paar Gedanken am jonglieren und weiss nicht nicht genau, worauf es abzielen wird.
Was natürlich heute wunderbar passt, ist die Death-Metal-Night im Kulturlokal Oxil in Zofingen. So eine Kombination aus Konzert und Flohmarkt ist doch perfekt.
Auf jeden Fall, aber dies wurde bereits früher so gemacht. Gerade weil wir ja die Kooperation mit dem Kulturverein haben, kann man sich somit gegenseitig mit der Werbung unterstützen und diese Zusammenarbeit zelebrieren.
Bist du denn selber ein leidenschaftlicher Sammler?
Nicht mehr wirklich – gerade früher war ich sehr viel unterwegs in England und Amerika und kriegte somit alles mit, besonders in den Achtzigern. Aber nächstes Jahr werde ich bereits 60 und führe momentan sonst nichts Weiteres so durch. Auch verkaufe ich nur an dieser Metalbörse – das ist nur Idealismus und Hobby. Hauptsache etwas in der Szene bewegen.
War es denn einfach, eine solche Veranstaltung als Unabhängiger ohne geschäftlichen Hintergrund auf die Beine zu stellen?
Wir – Fribi, Silvia Moresi, ich und weitere – gingen früher an die Weihnachtsbörse in Zürich, welche sehr klein war. Trotzdem wussten wir, dass unsere Ware grossen Anklang fand und wenn die Türen in dem Saal aufgingen, war es wie ein Tsunami. Man hörte die Leute und plötzlich waren alle bei unseren Ständen und die restlichen Verkäufer konnten nur noch zuschauen. Natürlich war es zu Beginn auch bei uns viel kleiner und wir waren auf die Werbung in bekannten Magazinen wie Rock Hard oder Metalhammer angewiesen. Auch in der damaligen TV-Sendung „Rock Special“ mit Dani Fohrler wurden wir gezeigt, und somit lief es eigentlich von Beginn an super. Beim ersten Mal mussten alle Adressen gesammelt werden und seitdem war eigentlich auch der bürokratische Aufwand sehr klein – gerade weil heute alles online läuft.
Das funktioniert ja auch gut. Gibt es denn heute auch Käufer aus dem Ausland, wie Deutschland oder Frankreich, hier an der Börse?
Auf jeden Fall, es finden sich immer wieder Fans aus Italien, Deutschland oder Frankreich hier ein – aber der Grossteil der Besucher kommt aus der Schweiz. Und es ist ja der Trick in der Geschichte, dass dies die einzige Metalbörse hierzulande ist. Es gibt auch hier eine grosse Fanbase und einen grossen Markt, somit sind heutzutage eigentlich auch alle grossen Händler der Szene hier in Zofingen.
Zum Abschluss: Gibt es für dich denn ein paar Bands, die über allem stehen?
Ach, es gibt viel zu viele Gruppen. Ich bin sehr breit eingestellt und mag viele moderne und junge Bands, geniesse aber auch die Musik aus den 80ern oder 70ern. Je nach Stimmung läuft bei mir Jeff Beck oder dann doch wieder etwas komplett Frisches.
Besten Dank für das Interview.
Interview: Michael Bohli