Datum: 18. Februar 2012
Ort: Alte Kaserne – Winterthur
Geschrieben von: AJ
Im Gespräch mit: Ron Giunco + Bela Burow von Suono
A: Vorerst vielen Dank, dass ihr beide euch Zeit für mich nehmt. Wie ist es 2006 eigentlich dazu gekommen, dass Ron die Band gegründet hat?
Ron: Ich wollte eigentlich schon immer Musik machen. Mein Onkel hatte damals schon eine Plattenfirma und Musik gemacht, wenn auch in einer ganz anderen Musikrichtung. Ich habe Industrial, Elektro und den ganzen Kram gehört und dann meine eigene Band gegründet, beziehungsweise erst als Projekt.
A: Bela kam dann 2008 dazu. War das für dich nicht ungewohnt, kein „Egoprojekt“ mehr zu führen?
Ron: Nein. Ich hatte 2008 das erste Konzert und stand noch alleine auf der Bühne. Das war ein bisschen komisch und ich habe auf jeden Fall noch eine zweite Person benötigt. Bela habe ich dann durch Zufall getroffen. Ich habe meine erste Demo verteilt und Bela, der damals noch Audio-Engineering studierte, hat meine CD in der Hand gehalten und gesagt: „Ron, die Songs haben einen interessanten Ansatz, aber sind echt Scheiße.“
Bela: Das ist netter ausgedrückt, als ich es wirklich gesagt habe.
Ron: Anschließend haben wir uns bei mir im Studio getroffen und daran rumgebastelt. Wir hatten sehr viele lustige Stunden und haben gemerkt, dass es funktioniert. Ich hatte die ganzen Ideen, er brachte das technische Fachwissen und unendliche Geduld mit.
Bela: Ich bin der filigrane Bastler. 🙂
Ron: Genau. Und irgendwie haben wir uns so ergänzt, dass es perfekt harmoniert hat.
A: Wie seid ihr eigentlich auf diese Stilrichtung gekommen? Seit ihr noch von anderen Künstlern beeinflusst worden?
Ron: Bela bringt diesen minimalistischen Techno als Stilrichtung mit ein, da er aus dieser Richtung kommt. Ich habe schon immer härtere technoide Musik als kleines Kind gehört. Beeinflusst wurden wir nicht wirklich von anderen, auch wenn wir uns vieles aus der Szene angehört habe.
A: Wie kommt ihr eigentlich auf eure Sprachsampels? Seht ihr einen Film, hört eine Aussage und baut diese später in einen Song ein?
Ron: Damals haben wir das noch so gemacht. Wir haben uns Filme angesehen. So ist zum Beispiel „Fick mich jetzt und Fick mich hart“ entstanden. Ich hatte damals noch eine Metalband und hatte mit denen einen Filmabend. Dann kam dieses Sprachsampel in einer Szene vor und weil die anderen wussten, dass ich gerade damit begonnen habe ein paar Industrialsongs zu machen meinten sie: „ Mach doch einen Industrialsong daraus“. Das war dann ganz amüsant, aber inzwischen können wir es nicht mehr hören. Sprachsampels wollen wir keine mehr nutzen, da es mittlerweile nicht mehr unserem gewollten Stil entspricht.
Bela: Wir wollen eigene Texte nutzen. Das ist schon auf dem letzten Album zu hören und wird auch auf dem kommenden noch mehr in den stilistischen Vordergrund rücken.
A: Wenn ihr selbstkritisch zurückblickt, wie hat sich eure Musik seit 2006 verändert?
Bela: Technisch viel versierter als am Anfang. Wir nutzen heute mehr „Effekte“, damals war es mehr eine gewisse Songstruktur und einfach die Sounds, die man hatte. Das entwickelt sich auch vom technischen her weiter mit der Zeit. Vom musikalischen her würde ich eher sagen, dass wir immer mit dem Einfluss gehen, was wir gerade privat hören. Es ist klar, dass sich das Ganze dann auch soundmäßig verändert, aber wir versuchen natürlich, möglichst viel beizubehalten.
Ron: Ja, so würde ich das eigentlich auch sagen. Musikalisch haben wir uns schon weiter entwickelt. Beim nächsten Album das dieses Jahr erscheinen wird, ist dies definitiv zu hören. Das wird nochmals ein weiterer Schritt nach vorn.
A: Überspitzt formuliert empfinde ich eure Songs als „Happy-Fun-Club-hüpf-Tracks“, welche einen völlig aus dem Alltag holen. Ist es eure Absicht den Alltag und dessen Geschehnisse am Wochenende zu vertreiben?
Bela: Man kennt das ja wenn man an die Grufti-Szene denkt: Man hat diesen klischeehaften schwarzen, trauernden Menschen vor sich und wir wollen von diesem Bild der Szene eigentlich komplett weg. Wir sind ja auch auf der Bühne kaum schwarz, sondern versuchen eigentlich immer herauszustechen. Wir sind eher die, die unterstützen, dass es sich immer mehr zu einer Party- und Feierkultur entwickelt und wir wollen eigentlich auch den Leuten da draußen die Möglichkeit geben zu „vergessen“ und einfach abzuschalten. Das kann man unserer Meinung nach nicht mit melancholischen und langsameren Sachen. Wir sind einfach eher diejenigen, vulgär ausgedrückt, welche „auf die Kacke“ hauen, hier alles raus lassen und auch wegkommen wollen vom Alltag. Mal abschalten und einfach sich fallen zu lassen. Wenn das Publikum dann mitmacht und so ausrastet wie wir auf der Bühne, dann kommen wir uns auch nicht wie Entertainer in einem Ferienclub vor, sondern können dann wirklich mit den Leuten zusammen Spaß haben und Party machen. Das ist unser eigentliches Ziel.
Ron: Oft nehmen wir uns auch selbst nicht so ernst. Wir wollen einfach Spaß haben und lassen unser „Kind-sein“ raus.
Bela: Es ist für uns ja auch die Möglichkeit den Alltag hinter uns zu lassen und mal auszuflippen.
A: Wie entstand eigentlich das Label „Future Fame?
Ron: Das erste Suono-Album war fertig und musste an die Öffentlichkeit gelangen. Da habe ich mir gedacht, dass es der einfachste Weg ist, wenn ich mein eigenes Label gründe. Das war 2009 und zwar direkt bevor das Album veröffentlicht wurde. Ich hatte schon immer die Idee, ein eigenes Label zu gründen, da mein Onkel auch eine eigene Plattenfirma besaß und ich somit damit aufgewachsen bin. Es hat so gut mit Suono funktioniert, dass ich gedacht habe: „Ok. Dann nehmen wir mal die nächsten unter Vertrag“. Zuerst kamen Sector:Hate, welche
wir in Mannheim kennen gelernt haben, dann Silizium mit Mario, welchen ich auch schon seit vielen Jahren kenne, Schramm letztes Jahr und haben auch sogleich dieses Jahr ihr Album veröffentlicht. So kam das ganze ins Rollen, dass es zu so einem Ausmaß gekommen ist, dass ich jetzt selbstständig mit „Future Fame“ arbeite. Es ging so schnell, ich habe mir gar nicht so viele Gedanken darum machen können, so schnell hat sich alles entwickelt.
Bela: Man kann ja schon verraten, dass noch einiges kommen wird bei „Future Fame“…
Ron: Ja, da kommt noch vieles, vieles, vieles und sehr bekanntes.
A: Was denn genau?
Ron: Kein Kommentar.
Bela: Man darf gespannt sein…
A: Werden wir sein. Wie ist eigentlich die Idee mit dem „Future-Fame-Festival“ entstanden?
Bela: Wer will schon nicht sein eigenes Festival haben?
Ron: Genau. Andy hatte uns angesprochen und wollte uns, Sector:Hate und Silizium, also eigentlich alle Bands von „Future Fame“ buchen. Ich habe ihm vorgeschlagen, dass wir das alles im Rahmen eines „Future-Fame-Festivals“ machen könnten und inzwischen habe ich das auch schon bei anderen Locations durchschlagen können. Dazu kann ich zwar leider noch keine Daten sagen, aber auch in Deutschland werden diese „Future-Fame-Festivals“ stattfinden, bei welchen alle Bands von „Future Fame“ zu sehen sein werden.
Bela: Im größeren Rahmen und mit ein paar geilen Überraschungen..
A: Cool. Gibt es noch etwas, dass ihr zum Abschluss anfügen wollt?
Ron: Definitiv: Habt Spaß und nehmt euch selbst nicht so ernst.
Bela: Vor allem uns nicht!
Ron: Ja, uns auf keinen Fall!
Über zu wenig Spaß und Stimmung konnte sich wohl niemand beklagen. Suono vermochte die Besucher von Beginn an auf die Tanzfläche zu locken und es folgte eine Stunde lang voll von dynamischen, kraftvollen, rasanten und melodiösen Klängen, denen sich niemand entziehen konnte. Zudem banden die beiden das Publikum immer wieder mit ein, was das Wechselspiel zwischen beiden Seiten verstärkte. Wenn dies erst der Auftakt der „Future-Fame-Festival-Reihe“ ist, dann wird sich wohl der ein oder andere Abstecher nach Deutschland als sehr empfehlenswert erachten.