Datum: 11. September 2014
Im Gespräch mit: Björn Gelotte (Gitarre) und Anders Fridén (Gesang) von In Flames
Mit weltweit über drei Millionen verkauften Alben sicherte sich die schwedische Modern Metal Band In Flames ihren Platz im Musikbusiness. Nach ihrem letzten Erfolgsalbum „Sounds of a Playground Fading“ im Jahr 2011 wurde es etwas ruhiger um die fünfköpfige Band. Nun kehren sie zurück mit ihrem energiegeladenen, elften Studioalbum „Siren Charms“ (veröffentlicht am 05.09.14). Die neue Scheibe wurde in den legendären Berliner Hansa Studios eingespielt und bietet seinen Hörern neben der starken Single-Auskopplung „Rusted Nail“ zehn weitere, abwechslungsreiche Tracks.
Wir trafen Frontmann Andérs Friden und Gitarrist Björn Gelotte zum Interview.
Andrea: Hallo ihr beiden, wie geht es euch?
Björn: Hallo, danke uns geht‘s super. Wie wär’s mit etwas zu trinken? Ein Bier vielleicht? (greift in den Kühlschrank und holt Bier heraus)
Wenn du so fragst, gerne!
Björn: Ich wusste es doch! (lacht)
Wir sind natürlich hier um über das neue In Flames Album „Siren Charms” zu diskutieren. Was offenbart das neue Album über die Band, denkt ihr, dass das Album den evolutionären Fortschritt von In Flames wiederspiegelt?
Björn und Anders: Ja, absolut!
Björn: Nächste Frage! (lacht) Nein, natürlich denken wir, dass das neue Album unseren aktuellen Status als Band repräsentiert. Wenn dem nicht so wäre, hätten wir die Scheibe ja auch nicht veröffentlicht, oder?
Anders: Jedes neue Album ist ein Fortschritt unserer musikalischen Leistung. Wir sind mit jedem zufrieden, welches wir bis anhin veröffentlicht haben. Auf unser elftes Studioalbum “Siren Charms” sind wir aber momentan besonders stolz.
Ihr seid auf Promotour mit eurem elften Studioalbum “Siren Charms”. Ist es noch immer ein spezieller und aufregender Moment das neue Werk nach so vielen erfolgreichen Alben präsentieren zu können?
Björn: Wir sind zwar auf Promotour, doch für mich steht das Album eigentlich bereits seit Januar. Ich freue mich nun vor allem darauf, die neuen Songs endlich Live zu spielen.
Anders: Es ist immer ein aufregendes Erlebnis, wenn man sein neues Werk präsentieren kann. Ehrlich gesagt, gehen wir nicht wirklich gerne auf Promotour, es gehört nun mal zu unserem Beruf dazu. Aber eigentlich wollen wir einfach nur das machen, was uns Spass macht und wofür wir leben, nämlich Musik.
Die Aufnahmen von “Siren Charms” fanden in den legendären Hansa Studios in Berlin statt. Wie kam es dazu, dass ihr genau diesen Ort ausgewählt habt?
Björn: Das war seine Schuld! (zeigt auf Anders und grinst)
Anders: Ich kannte den Produzenten der Hansa Studios schon von früher. Er hat mich eingeladen, das Album bei ihm zu produzieren. Ich fand es überwältigend durch dieselben Gänge zu schreiten, in welchen auch schon Grössen wie Depeche Mode und Iggy Pop waren. Es war eine sehr aufregende Erfahrung mit demselben Studioequipment zu arbeiten wie schon diese grossartigen Künstler zuvor.
Die folgende Frage bekommt ihr bestimmt oft zu hören: Die erste Single eures neuen Albums war “Rusted Nail”. Verrät ihr uns die Bedeutung hinter dem Song?
Anders: Nein, diese Frage haben noch nie zuvor gehört! (lacht ironisch)
Björn zu Anders: Das ist das erste Mal, dass ich höre, wie du einen Song erklärst.
Björn zu Andrea: Also hör genau zu und schreib das auf! (lacht)
Anders: Normalerweise erkläre ich nicht gerne die Bedeutung meiner Songtexte, da ich finde jeder sollte sich selbst eine Meinung dazu bilden. Was ich aber sagen kann ist, dass der “Rostige Nagel” symbolisch gemeint ist und für eine schlechte Erfahrung oder eine schlechte Erinnerung steht, die tief in deinem Inneren wütet und dich immer wieder zurückstösst und festhält.
Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit der Opernsängerin Emilia Feldt bei dem Song “When The World Explores”?
Anders: Als wir den Song aufgenommen haben, versuchte ich beim Refrain mit hohen Screamvocals dem Song Ausdruck zu verschaffen. Jedoch hat sich der Song für mich damit stets stumpf und unpassend angehört.
Björn: Die Dynamik spielt in unseren Songs eine entscheidende Rolle.
Anders: Daniel, der Produzent der Hansa Studios, meinte zu mir, er kenne eine Sängerin die aus einem völlig anderen Genre stammt. Das fand ich sehr interessant. Als er mir dann diverse YouTube Videos von Emilia vorspielte, entschloss ich mich für eine Zusammenarbeit.
Björn: Ich habe mir den Song das erste Mal im Auto zusammen mit Peter Iwers, unserem Bassisten angehört. Am Anfang des Songs dachte ich gleich “Wow, das wird bestimmt ein richtig fetter Live-Song”. Als ich dann den Refrain hörte war ich begeistert. Ich habe nicht mit so einem epischen Stimmungswechsel im Song gerechnet. Es war einfach nur super!
Anders: Emilia impliziert eigentlich die Sirene von “Siren Charms” Wenn ich jetzt darüber nachdenke ist es, als hätten wir es von Anfang an schon gewusst. (grinst)
Seit der Veröffentlichung eures neuen Albums bezeichnen einige Kritiker eurer neues Image als “Nickelback des Melo-Death” Welche Reaktionen lösen solche Kritiken bei euch aus, nachdem ihr wisst, wie viel Zeit und harte Arbeit in eurem neuen Projekt steckt?
Anders: Was? Welches neue Image? (lacht erstaunt)
Björn zu Anders: Mir ist gar nicht bewusst, dass wir ein neues Image haben. (lacht)
Wir interessieren uns herzlich wenig was gewisse Kritiker sagen. Wir machen einfach die Art von Musik, die unsere Gefühlen und unsere Art wiederspiegeln. Wenn es dir gefällt, umso besser! Wenn nicht, was sollte uns das interessieren? Ausserdem frage ich mich, wie viel Zeit und harte Arbeit Nickelback in ihre Alben investieren? (lacht)
Anders: Ich kann keinen einzigen Nickelback Song beim Namen nennen!
Anders, Welches Album war für dich die grösste Herausforderung um es im Studio einzusingen?
Anders: Das war mit Sicherheit „Siren Charms“. Die Aufnahmen zum Album waren eine sehr spezielle Erfahrung für mich. Während dem Aufnahmeprozess habe ich mich absichtlich unter sehr hohen Druck gesetzt, da ich so stets am besten Arbeiten kann.
Björn: Jedes Album hat seine eigene Herausforderung. Bei den Aufnahmen im Studio muss alles perfekt sein und man konzentriert sich besonders. Durch die Routine der Livekonzerte lernt man dann die schwierigen Parts von bestimmten Songs lockerer zu spielen, bis zu dem Punkt, bei dem man während der Konzerte mit den anderen Bandmitgliedern interagieren kann.
Nach so vielen Jahren mit In Flames, wie kommt man da überhaupt noch auf Songideen?
Björn: Es passiert einfach! Wenn man etwas aus Leidenschaft und Überzeugung macht, denkt man nicht über neue Ideen für Songs nach. Sie entstehen einfach aus der Inspiration des Momentes heraus.
Am 3. Oktober spielt ihr ein Konzert in Zürich. Wie würdet ihr die Schweizer Konzerte und die Stimmung der Fans beschreiben, wenn ihr diese mit denen in Schweden und anderen Ländern vergleicht?
Anders: (lacht) Witzig, diese Frage hören wir heute nicht zum ersten Mal. Ihr seid natürlich die aller grössten, lautesten und besten Fans der Welt!
Björn: Nein ernsthaft, die Schweiz zählte seit Anbeginn zu einem dieser Länder, welche uns immer unterstützten. Deshalb freut es uns immer wieder in der Schweiz Konzerte zu spielen.
Irgendwelche Touren auf die ihr euch besonders freut?
Björn: Ich freue mich besonders darauf die neuen Songs endlich Live zu spielen!
Anders: Wir beginnen bald mit unserer Europatour, welche bis Weihnachten andauern wird. Dann werden wir eine kleine Pause einlegen. Danach spielen wir dann den ganzen Sommer 2015 an Festivals, gefolgt von unserer USA Tour zusammen mit Opeth. Und dann ist auch schon wieder Weihnachten. (grinst)
Wenn ihr an all die Jahre eurer musikalischen Karriere zurück denkt – welches war der beeindruckendste Moment?
Anders: Von der ganzen Karriere? Das wäre dann wohl immer noch hier zu sein! (lacht)
Björn: Durch unsere langjährige Karriere entstanden viele wertvolle Erinnerungen! Zum Beispiel am Wacken vor 80’000 Menschen zu spielen, oder all die Persönlichkeiten, die wir kennenlernen durften als wir unter anderem als Vorband auf Tour mit Metallica oder Slayer waren.
Anders, die letzte Frage ist an dich gerichtet; Bereust du das Abschneiden deiner Dreadlocks immer noch nicht?
Anders: Oh nein! (lacht) Überhaupt nicht, auf gar keinen Fall!
Björn: Er hat mir gleich nachdem er sie abgeschnitten hat eine Nachricht geschrieben, in der ein Bild mit dem Vermerk “ENDLICH” zu lesen war. (lacht)
Wir sind am Ende dieses Interviews angelangt. Vielen Dank, dass ihr euch Zeit genommen habt. Wir von artnoir wünschen euch viel Erfolg in der Zukunft und viel Spass auf der Tour!
Text: Andrea Germann