6. Oktober 2019
Im Gespräch mit: Dimitri Käch (Gitarre) von HOLM.
Diskret, Egopusher, Death Of A Cheerleader, Odd Beholder – was sich wie ein Fiebertraum in der hiesigen Festivalwelt anhört, das ist nur ein Ausschnitt davon, in welchen Bands und Projekten sich die drei Musiker von HOLM überall tummeln. 2018 gegründet und im April dieses Jahres mit der ersten EP „Through Windows“ gekrönt, ist das Trio eine neue Anlaufstelle für träumerischen und experimentellen Post-Rock, der sich in Emotionen und Drones gleichermassen wohl fühlt.
Alessandro Giannelli, Dimitri Käch und James Varghese haben mit ihren Kompositionen und Auftritten schnell von sich Reden gemacht, darum wundert es nicht, ist HOLM bereits dieses Jahr am bergmal Festival anzutreffen. Aber wie genau funktioniert dies denn nun mit dem gesangslosen Rock?
Mehr Informationen zum bergmal Festival, welches vom 18.-19.10.2019 stattfindet, findet ihr hier.
Tickets gibt es bei Ticketino.
Michael: „Through Windows“ heisst eure erste EP – war es ein Blick in neue Räume und Möglichkeiten?
Dimitri: Bestimmt! Insbesondere der Produktionsprozess und die Art, wie die Musik entstanden ist war für uns alle mehr oder weniger eine neue Erfahrung, vielleicht auch eine Rückbesinnung – jedenfalls ein Lichtblick. Wir arbeiteten sehr schnell, intuitiv und unabhängig.
Der Titel beschreibt aber eher einen Zustand, den wir lieben: in einem isolierten Raum zu sitzen und nach draussen zu schauen, wie die Welt scheinbar geräuschlos vorbeizieht. Es ist gewissermassen ein „In-sich-kehren“ ohne sich von draussen abzuwenden.
Ihr spielt als Trio instrumentale Musik – bietet dies genügend Fläche für Botschaften?
Das Schöne an der Musik ist doch, dass sie etwas ausdrücken kann, was sich mit Worten nicht wirklich fassen lässt. Die Zuhörer*innen können darin ihre eigenen Gefühle und Geschichten finden. Aber da wir hier die Möglichkeit haben, eine Botschaft zu verbreiten: Findet eure Insel, wo es still ist und ihr euch selbst hören und sein könnt.
Nebst HOLM spielt ihr alle mit diversen anderen Musikerinnen und Musikern – trifft man sich ausreichend oft, und findet man gemeinsame Ideen?
Wir versuchen, gemeinsame Zeitfenster zu finden und uns regelmässig zu sehen und zusammen zu spielen. Aber klar: es gibt Phasen, wo wir mit anderen Projekten beschäftigt sind und dann gibt es wieder Zeiten, wo wir uns öfters treffen. Wir sehen das entspannt und denken eher längerfristig: Wir wollen auch in vielen Jahren noch zusammen Musik machen.
Eure Songs enthalten oft elektronisch wirkende Komponenten. Mittel zum Zweck oder erlösende Möglichkeiten, welche über „handgespielte“ Instrumente hinausgehen?
Wir sind ein klassisches Trio: Gitarre, Bass, Schlagzeug – alles handgespielt (ok, mit elektrischen Verstärkern). Keiner von uns sieht sich selbst als typischen Instrumentalisten, sondern wir sind alle viel mehr Musiker per se. Unsere Instrumente sind „Mittel zum Zweck“ der Klangerzeugung und des Ausdrucks, genauso wie die Effekte, mit denen wir spielen. Wir haben ein paar verrückte Patches auf dem Computer kreiert, mit denen wir vor allem die Gitarrensignale live prozessieren. Wir haben aber keine elektronischen Klangquellen und auch keine Klick- oder Playbacktracks oder irgendwelche programmierten Beats oder ähnliches.
Wenn du ein Wal sein könntest – welche Art wärst du?
Ich glaube der Weisswal: Sie sollen ein extraordinäres Spektrum an Tönen haben. Jedenfalls wären wir gerne eine Art, die mit so wunderschönen Walgesängen kommuniziert.
Werdet ihr das ganze Festival über hier sein?
Ja!
Welche anderen Acts am bergmal 2019 sollte man auf keinen Fall verpassen?
Wir freuen uns besonders auf die düsteren Nadja und die verspielten A Burial At Sea. Und am besten kommt ihr HOLM schauen, dann verpasst ihr zumindest am Samstag nichts.
Was verbindet HOLM mit dem Dynamo in Zürich?
Das Dynamo ist ein sympathischer Ort mit einem tollen Angebot und Programm. Wir durften da schon als Teenies erste Bühnenerfahrungen sammeln und billige Büchsen Bier trinken. Und auch später spielten wir da noch viele düstere Konzerte. Demnächst werde ich da sogar einen Metallbaukurs besuchen!
Was ist für euch in der experimentellen Rockmusik alles möglich?
Was ist das für eine Frage! Musikalisch ist in der Musik ALLES erlaubt. Wir geben nix auf Genre-Rumgenerde und Schubladisierungen. Musik ist grenzenlos!
Vielen Dank für deine Zeit und die Antworten!
Interview: Michael Bohli