Datum: 30. April 2015
Im Gespräch mit: Hathors
Im Oktober 2014 konnten die Winterthurer Hathors erfolgreich die Fertigstellung ihres zweiten Albums „Brainwash, über wemakit.ch finanzieren. Mit 106 Unterstützer sind 13‘919 Franken zusammen gekommen, was bedeutet, dass das Ziel mit 115 prozentiger Sicherheit erreicht wurde.
Darauf folgt nun eine kleine Europa Tour, wo der heisse Silberling gebührend gefeiert wird.
In diesem Rahmen standen mir alle drei Bandmitglieder Red und Antwort, bevor sie die Bühne in ihrer Heimatstadt enterten.
Kathrin: Im 2011 wart ihr mit dem Debut Album „Hathors” erfolgreich unterwegs und konntet auf Bühnen spielen, wovon andere Bands nur träumen. Setzte euch dieser Zulauf für die Produktion vom neuen Album „Brainwash“ unter Druck?
Hathors: Nein, eigentlich gar nicht. Denn wir machen keine Musik, welche auf ein bestimmtes Zielpublikum zugeschnitten ist. Es muss niemandem gefallen. Hauptsache wir haben Freude daran und finden die Songs cool. Wir stehen voll hinter „Brainwash“ und finden das eine total lässige Sache.
Wie habt ihr das gemacht, als ihr ins Studio gegangen seit; hattet ihr die Lieder schon im Gepäck oder seid ihr in Klausur gegangen um dann vor Ort alles produzieren zu können?
Wir hatten ungefähr dreissig Titel bereits als Demo Version im Köcher und mussten „nur“ noch entscheiden, welche zusammen auf ein Album passen. So kam es dann zu den dreizehn Songs.
Wie habt ihr euer Album aufgenommen? Alle Spuren einzeln, oder direkt live eingespielt?
Es war uns wichtig, dass die Dynamik spürbar ist, welche Hathors bei ihren Bühnenauftritten ausmacht. Das ist kaum zu erreichen, wenn man strikt nach Metronom die einzelnen Instrumente einspielt. Aus diesem Grund haben wir uns für das live einspielen entschieden und sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Vermutlich werden wir das auch beim nächsten Mal so machen.
Ihr konntet ja mit guten Fachleuten zusammenarbeiten, wie zum Beispiel dem Tontechniker und Produzent Jean-Claude Pache.
Ja, ganz genau. Das ist natürlich auch sehr wichtig. Aber schlussendlich ist es eine Tatsache, dass niemand aus einem Esel ein Pferd machen kann.
Es war von Vorteil, dass wir mit unserem Tontechniker das Album Produzieren konnten. Denn Jean-Claude Pache hat bestimmt schon 15 Shows, darunter auch grosse Auftritte, abgemischt. Folge dessen hatte er ein gutes Gespür dafür, dass unsere Titel authentisch und mit dem richtigen Gefühl auch ab CD herüber kommen.
Was habt ihr für einen Bezug zu New York?
Eigentlich einen Einfachen. Wir waren einmal dort und zwar sind wir 2011 am CMJ Music Marathon aufgetreten. Dabei sind wir auf den Musikproduzenten John Agnello aufmerksam geworden, welcher unter anderem mit Sonic Youth, Dinosaur Jr. und Madrugada zusammen gearbeitet hatte.
Nach einem Treffen, welches unser damaliges Management ins Leben rufen konnte, in der Brooklyn Bar in Brooklyn, war klar, dass er unser Album mixen wird. Ursprünglich war geplant nach New York zu fliegen und gleich das ganze Album dort aufzunehmen. Doch das hat unser Budget nicht zugelassen. Deshalb zuerst die Aufnahmen hier in der Schweiz mit Jean-Claude Pache und danach das Mastering von John Agnello, welcher so Freude an unseren Tracks hatte, dass er uns gleich eine weitere Zusammenarbeit beim nächsten Silberling angeboten hatte.
Wie ist es zur Zusammenarbeit mit dem britischen Rock & Roll Photographen Steve Gullik gekommen?
Ich habe seinen Video Clip von der Band The Whytches gesehen, welcher mir sehr gut gefällt. Da The Whytches eine relativ junge Truppe ist, dachte ich, dass Steve vielleicht auch mit uns zusammen einen Clip drehen würde. Dann habe ich ihn angeschrieben. Daraufhin ist er zu uns in die Schweiz geflogen und es entstand ein Video, welches im Salzhaus Winterthur gedreht wurde, und Fotos.
Die Plakate zur Release Party zieren ein sehr spezielles Artwork vom Künstler Kit Brown aus New York. Verbirgt sich da eine spezielle Geschichte?
Wir sind am Rock Altitude Festival aufgetreten und dort war die Dekoration von Dejan Gacond und Kit Brown (A Kaleidoscope Of Nothingness), was uns sehr gefallen hat. Das Video „Brainwashing Television“ liessen wir dann visuell ausschmücken von KON und so führte das eine zum anderen.
Für mich übermitteln Hathors live und auch aus den Lautsprechern Zuhause das Gefühl, als steckt viel Herzblut und Leidenschaft dahinter. Kann man behaupten, dass ihr ganz nach dem Motto „Alles oder Nichts“ Musik macht?
Ja, das ist schon ein bisschen so. Ich glaube nicht, dass wir zu den Bands gehören, welche im Übungsraum versauern. Natürlich hat das auch ein bisschen mit Glück zu tun und ich denke, dass man einfach bereit sein sollte wenn es darauf ankommt. Dann schafft man es hinaus auf die Bühne und kann das Publikum überzeugen.
Hathors wurden ja auch mit diversen Preisen im Erfolg bestätigt. Wie zum Beispiel „Best Live Act“ bei den Swiss Live Talents im 2013. Sind euch solche Trophäen wichtig?
Bei uns steht die Freude am Musik machen an erster Stelle. Mit unseren Auftritten das Publikum begeistern zu können und dank den Fans erfolgreich zu bleiben. Wenn wir dann einen Preis abholen können, sagen wir nicht nein, es ist aber von uns kein Ziel Preise zu ergattern. Lieber spielen wir einfach unsere Musik.
Möchtet ihr etwas über den Weggang vom Schlagzeuger Marcel Munz, welcher auf dem neuen Album noch mitwirkte, erzählen?
Es war einfach so, dass wir irgendwann an einem Punkt angekommen sind, wo das Interesse am Musik Stil nicht mehr derselbe war. Marcel und ich (Marc Bouffé) spielten schon so lange zusammen Musik. Wir waren ja damals im Jahr 2000 schon in der Band Nowhere zusammen. Über zehn Jahre ist eine lange Zeit, in der man sich auch weiterentwickelt. Da kann es schon mal vorkommen, dass man zusammen an einer Kreuzung steht und sich fragt, in welche Richtung möchte ich gehen. Die Trennung lief sehr freundschaftlich ab und Marcel hat uns sogar noch angeboten mit auf die Release Tour zu kommen, falls wir bis dann keinen neuen Schlagzeuger gefunden haben sollten.
Wie habt ihr den neuen Mann hinter den Drums, Raphael Peter, gefunden?
Marc hat schon von mir gehört und nahm mit mir Kontakt auf. Wir kannten uns noch nicht gut, haben uns dann getroffen um besser kennen zu lernen. Ich habe Hathors im Jahre 2010 an den Musikfestwochen Winterthur zum ersten Mal gesehen und war beeindruckt, wie sie die Steinbergasse gerockt haben und fühlte mich schon ein bisschen geschmeichelt über das Job Angebot. Nach ein paar Proben war klar; das passt und somit fand nach der Trennung von Marcel ein fliessender Übergang statt.
Spielst du, Raphael Peter, die Titel 1:1 wie dein Vorgänger?
Das Grundgefühl vom Schlagzeug her für den Song übernehme ich möglichst genau. Denn das Album ist gemacht und somit lässt das nicht viel Spielraum übrig. Aber ich denke, dass meine Spielart schon auch ein bisschen durch kommt in gewissen Parts oder bei Übergängen. Es war aber auch nicht das Ziel, einen Schlagzeuger zu finden, der dann genau so spielt wie Marcel. Wichtig ist, dass die Chemie stimmt und die Disposition von Hathors erhalten bleibt.
Welche Bühnen rockt ihr in Zukunft, nachdem ihr zum Beispiel schon am Wacken, Greenfield Festival, Paléo, Eurokenees… gespielt habt?
Erst einmal spielen wir die zweiwöchige Frühlingstour in ein paar Clubs in der Schweiz, Deutschland, Holland, England, Frankreich und Tschechien. Dann haben wir geplant, dass wir im Oktober einen Monat unterwegs sein werden, wenn es dann hoffentlich auch klappt. Im Sommer haben wir noch etwas Cooles auf dem Programm, dazu darf ich aber leider noch nicht mehr verraten. Das kommt aber nächstens raus.
Erwähnenswert ist ja auch, bei welchen Musikgruppen (Monster Magnet, Coroner, Monkey 3…) ihr im Vorprogramm auftreten konntet. Was wären weitere Höhepunkte?
Da gibt es natürlich viele,… Aber bei The Melvins wäre sicher toll, Pixies oder Black Rebel Motorcycle Club.
Wie fühlt es sich an in Winterthur, sozusagen bei euch Zuhause, aufzutreten?
Eigentlich cool. Es sind bestimmt ganz viele tolle Leute anwesend welche wir kennen und mit denen wir anschliessend Party machen werden. Gemütlich, dann kannst du morgens um 5 Uhr einfach mit dem Taxi nach Hause fahren.
Es ist natürlich schon ein bisschen anders vor Freunden und Familie zu spielen, als wenn wir in der Romandie auftreten. Aber man kann ja sonst immer noch aus dem Hinterausgang verschwinden nach dem Konzert.
Bei unseren zwei Shows in London spielen wir unter anderem mit der Band von Steve Gullick, den Tenebrous Liar im Vorprogramm. Das wird bestimmt auch sehr speziell werden.
Interview + Bilder: Kathrin Hirzel