Noisolution / VÖ: 8. Mai 2015 / Alternative Rock, Grunge
hathors.info
Text: Nik Petronijevic
Seit über zwei Wochen höre ich jeden Tag das neue Album und möchte dazu etwas schreiben. Bis heute endet es darin, dass ich nicht weiss, wie ich beginnen soll. Beim ersten Mal durchhören dachte ich: „Ernsthaft? Das war‘s?“ Über drei Jahre Arbeit und ich finde es nur in Ordnung? Vielleicht weil ich viele Songs schon kannte. Doch von Tag zu Tag packte es mich immer mehr, immer genauer habe ich begonnen hinzuhören. Ich erwischte mich zeitweise, wie ich zu manchen Songs begonnen habe zu Head bangen, obwohl ich ungern meine Haare schwinge. Jetzt bin ich an diesen Punkt angelangt wo ich die Magie spüre, die das Album umgibt und diese ist sehr ansteckend.
Hathors sind Marc Bouffé, Terry Palmer und neuerdings Raphael Peter (weitere Infos zur Band gibt es im Interview). Es ist ihr zweites Album welches sie „Brainwash“ getauft haben. 13 Songs die durch deinen ganzen Körper strahlen.
CD rein, Lautstärke ein wenig aufdrehen und ich drücke auf Play. Mit „Angry Vampire“ beginnt es schon mit einem Feuerwerk. Zerrende Gitarren und ein lauter Schrei als würde Marc den ganzen Dreck vom Tag zuvor herauskotzen. Verträumt geht es weiter mit „Every Night“. Dazu wurde gleich noch ein Video gedreht mit Steve Gullick, der schon mit Nirvana, Mark Lanegan und weiteren Künstlern gearbeitet hat.
„New York“, ein Track der so viel Hathors beinhaltet. Schwebender Aufbau der in einen asymmetrischen Takt weitergeführt wird und dann kurz aber dafür wuchtvoll ausbricht. Aufgeatmet wird mit „Hit Me“. Der poppigste Song auf dem Album. Falls man einfach mal Aggressionen rauslassen will hört man „Give It Up“ in der endlosschleife.
Beim traurigen Stück „Holding Hands“ hört es sich an als würde es um einen Jungen handeln der alleine durch die verregneten Strassen läuft und mit der momentanen Situation nicht klar kommt. Es drückt so viel Verzweiflung aus. Bei „Deep Blue Ocean“ zeigen Hathors ihre zerbrechliche Seite mehr denn je. Für mich einer der schönsten Lieder seit ich Musik höre. Ein einfacher Text mit dem sich wohl jeder identifizieren kann: „I’m the man without a plan, help me baby if you can.“ Und dann die Zeile die so schön ist, dass ich sie mir tätowieren würde: „since you’re gone I’m sailing in the dark.“
Hathors wären nicht Hathors wenn sie zum Schluss nicht noch einmal Vollgas geben würden. Mit „Kids Are Leaving“ und „Brainwashing“ reissen sie dich aus der Melancholie und verschiessen das aufgesparte Pulver. Das Album endet wie es begonnen hat, mit einem grossen Feuerwerk.
„Brainwash“ knüpft am erfolgreichen Debut Album an und macht alles besser. Im Vergleich hört sich ihr Debut ruhig an, als hätten sie schon dazumal so klingen wollen wie auf „Brainwash“. Vielleicht liegt das auch daran, dass ihr zweites Album von John Agnello gemischt wurde, der auch mit Sonic Youth, Kurt Vile und Dinosaur Jr. Zusammengearbeitet hat.
Jede neue Scheibe braucht seine Zeit um zu gedeihen, wenn es soweit ist, dann fühlt es sich unglaublich schön an. Auf „Brainwash“ klingen Hathors ehrlicher denn je. Man darf ihnen die Erfolge ganz klar gönnen, denn sie haben es verdient. Vielen Dank für dieses wunderschöne Album.