ARTNOIR11 – Der Fragebogen
Ausgefüllt von: Muriel Rhyner von Delilahs und Helvetiarockt.
Foto: Danielle Liniger
Zum elften Geburtstag von ARTNOIR haben wir diversen Frauen aus dem Schweizer Musikgeschäft einen Fragebogen zur Bestandesaufnahme zugestellt.
Eine Übersicht zu allen Teilnehmerinnen gibt es hier.
Über 650 Konzerte im In- und Ausland. 5 Tonträger. Bald 15 Jahre Delilahs. Muriel ist Musikerin, Songwriterin, Vocalcoach und Projektleiterin. Schon mit zwölf schrieb sie ihre ersten eigenen Songs, bald darauf schnappte sie sich eine Bassgitarre und setzte sich als Autodidaktin in der Branche durch.
Bei Helvetiarockt engagiert sie sich schon seit dem ersten Tag, 2015 entwickelte sie das Angebot Female* Songwriting Camp und seit 2018 setzt sie mit „Female* Music Production“ zusätzlich Angebote für professionelle Musikerinnen* um.
ARTNOIR: Unser Musikmagazin wird elf Jahre jung. Was war für dich in diesem Alter wichtig?
Muriel: Mit ca. elf Jahren wurde ich als dritte Keyboard in die Band meines Bruders aufgenommen. Offensichtlich habe ich das mit den Bands danach nie mehr lassen können.
Ich wechselte auch in etwa in diesem Alter in die allererste Frauen-Fussballmannschaft bei uns. Die Juniorenabteilung habe ich noch mit den Jungs in meinem Heimatdorf absolviert. Damals gab es im Fussball wie auch in der Musik weniger Frauen. An diese Zeit erinnere ich mich noch sehr gut.
Wohin wird sich die Musikwelt – oder allgemein unsere Gesellschaft – im nächsten Jahrzehnt bewegen?
Seit ich denken kann, ist das Musikbusiness im Umbruch oder Krise, von Release zu Release ändert sich jeweils so viel, da komme ich als Musikerin manchmal kaum mehr mit. Mehr Wertschätzung und gegenseitigen Respekt, täte der Gesellschaft, wie auch dem Business generell gut.
Wie weit planst du selber voraus – eine gesamte Dekade oder ist alles Zufall?
Ich liebe Pläne. Fast alles, was ich tue, muss ich im Voraus planen. Aber ich versuche trotzdem möglichst im Moment zu leben.
Was waren deine Highlights in den vergangenen Jahren?
Diese Frage kann ich nicht beantworten! Das Leben ist doch ein Highlight, nicht? Ob’s mal runter oder rauf geht, die Balance ist wichtig.
Die Schweizer Musikszene – an was denkst du, wenn du diesen Begriff hörst?
Wir können stolz sein – insbesondere auf all die Bands, die im Mainstream oder in den grösseren Medien keinen Platz bekommen. Sie halten die Konzert Kultur am Leben und leisten einen unverzichtbaren, aber meist leider eher unsichtbaren Beitrag.
ARTNOIR versucht, die Kunst der Musik in ihrer grossen Vielfalt abzubilden. Was fehlt für dich in unserem Magazin?
Vielfalt ist sehr wichtig! Einfach weiter so. Schön, dass es euch gibt. ❤️
Welche Stilrichtungen / Genres oder Künste liegen dir besonders am Herzen?
Je älter ich werde, desto „offener“ werden meine Ohren, ich mag die verschiedensten Genres und Songs. Zurzeit beschäftige ich mich viel mit Sounds. Sei das im Gesang, die verschiedenen Techniken und Tricks, oder im Mixing und Recording, sogar im Alltag. Auch hier ist die Vielfalt ein wunderbares Geschenk!
Zu guter Letzt: Was sollte endlich gesagt werden?
Ich werde bald 33 – ihr 11 – darauf sollten wir in diesem Jahr einen Schnaps trinken.
Vielen Dank, dass du zur Vielfalt in der Musik und dem Leben beiträgst.
Interview: Michael Bohli