Datum: 11. November 2010
Ort: Volkshaus – Zürich
Geschrieben von: Cyril Schicker
Wenige Monate ist der neuste Silberling „Audio Secrecy“ von Stone Sour erst auf dem Markt – und schon wird dieser live in Zürich feilgeboten. Stone Sour ist die einstige Zweitband Corey Taylors, die sich nach dem Slipknot-Drummer-Tod ungewollt zu Taylors Hauptband gewandelt hat. Der Fatalität für einmal ungeachtet stand Stone Sour allerdings nicht (mehr) zwingend im Schatten der fantastisch-bizarren Maskenträger, Slipknot. Und dass sie den musikalischen Kinderschuhen entwachsen sind, das bekräftigte das fast ausverkaufte Volkshaus.
Stone Sour, dankbar, zeigten sich zur Novembermitte denn auch sehr spiel- und kontaktfreudig. Die tobende Menge wiederum wusste dies jeweils quittierend zu schätzen. Dass sich ein gelungener Musikabend herauskristallisiert, zeichnete sich angenehmerweise schon im vorab geführten Interview mit Roy Mayorga, dem Schlagzeuger ab. Gewissermassen war dies ein Wiedersehen, zumal Roy, als er früher bei Shelter (Hare, hare Krishna!) „trommelwirbelte“, bereits einmal schick(-er) befragt wurde.
So oder so, wie kommt jemand, der einst bei Soulfly spielte und jetzt bei Stone Sour das Schlagzeug bedient, überhaupt in dieses Hare-Krishna-Band? «Mit Shelter bekannt gemacht hat mich der Schlagzeuger von Cro-Mags, Mackie Jayson. Zu dieser Zeit fand ich die Kombination von Hare Krishna und Hardcore einfach nur spannend. Spannend finde ich es auch jetzt noch.» Der 40-jährige Amerikaner weiter: «Ich war ja nicht sehr lange bei Shelter, aber die Sache hat mich dennoch offener gegenüber meinem Geist und Körper gemacht. Ich bin Shelter wirklich dankbar dafür, es war eine schöne Zeit.»
Apropos schöne Zeit, wie zufrieden ist er mit Stone Sour? «Ich bin sehr zufrieden, was einerseits mit dem Erfolg, klar, zu tun hat, anderseits kann ich meine multiinstrumentale Seite ausleben. Auch das Mitwirken bei den Lyrics macht Spass. Sich nicht nur mit dem Schlagzeug auszudrücken, befriedigt absolut.» Ohne Atem zu holen, komplettiert Roy: «Es ist eigentlich meine erste richtige Band, bislang war ich eine „hired gun“. Dieses Gefühl der Zugehörigkeit ist stark, überwältigend.»
Weniger überwältigend war übrigens der diesjährige nachmittägliche Sonisphere-Auftritt, der vor allem wegen verkackten Wetterkapriolen, im übertragenen Sinn, ins Wasser fiel. Gemäss Roy sei es zwar ohnehin nicht das Angenehmste, bei Tageslicht zu spielen, doch inzwischen spiele das für ihn eine untergeordnete Rolle. Welche Rolle spielen denn die ländertechnischen Unterschiede? Gibt es hier die Setlist A und dort die Setlist B? «Der Grossteil ist derselbe, kleine Modifikationen gibt es aber schon. Hier in Zürich spielen wir eine etwas umfassendere Show.» Roy, der übrigens die Bezeichnung Rockstar förmlich hasst (sein diesbezüglich aufgezwungenes Mandarinenschalenlächeln untermauert dies), sieht sich selber als Perfektionisten, jeder falsche Ton überträgt ihm, zumindest gefühlt, Tollwut.
Vor diesem Hintergrund verwundert es auch nicht, dass der Schweizer Gig von Stone Sour überzeugend bis umwerfend ausgefallen ist. Mehr Stone Sour stünde uns allen sehr schön ins Gesicht geschrieben. Hoffentlich bald. Und ja, völlig themenfremd und abschliessend eine letzte Aussage des Mayorga’schen Sympathikus’: „Switzerland is so god damn expensive!“ Lieber Preisüberwacher, damit bist wohl du angesprochen. Unternimm endlich einmal etwas.