Three Lobed Recordings / VÖ: 18. März 2022 / Experimental Rock
sonicyouth.com
Text: David Kilchoer
Wie aus dem Nichts sind sie aufgetaucht. Fünf neue Tracks einer New Yorker Band, die es nicht mehr gibt. Einer Band, die Rock’n’Roll in den 80ern und 90ern zunächst demontiert und dann neu erfunden hat. Es sind kleine Nostalgie-Leuchtfeuer, schwelgerische Reminiszenzen besserer Zeiten. «In/Out/In» von Sonic Youth sind fünf kleine Geschenke für die treuen Fans.
Die beiden Tracks «In & out» und «Out & in», die der EP den Namen geben, stammen von zwei Sessions aus den Jahren 2000 und 2010 und sind schon einmal auf einer Compilation ihres Labels Three Lobed erschienen. Die anderen drei Tracks auf «In/Out/In» stammen aus weiteren Sessions der Post-2000er-Phase von Sonic Youth.
«Basement Contender» klingt ein bisschen wie aus dem Proberaum von The Velvet Underground, bloss ohne Gesang. Zwei Akkorde, fast zehn Minuten, ein bisschen Lautmalerei auf den Drums, Rhythmus- und Lead-Gitarre wechseln sich ab mit Improvisationen und Impulsen. Das tönt in der Beschreibung zwar banal, aber man könnte problemlos weitere zehn Minuten lang zuhören.
«In & Out» kommt im gestreichelten Offbeat daher, Thurston Moore summt säuselnd Melodien über die Glitzergitarren. Dazwischen lärmen verzerrte E-Gitarren, um das klangliche Schweben zu beeinträchtigen. Fast acht Minuten transzendentes Trällern hat man am Schluss dann zur Genüge gehört.
«Machine» ist so etwas wie der zentrale Kracher, klar strukturiert und auch ganz im Sinne von Sonic Youths Brüchen mit klassischen Rock-Akkordfolgen, aber zeitgleich im Eins-Drei-Rock-Beat gehämmert. Macht Spass, ist kurz und knackig.
«Social Static» ist Stoff für abgebrühte Sonic-Youth-Liebhaber. Atonal, arrhythmisch – fast totale Beliebigkeit des dreckigen Lärms. Man kann sich auch einfach eine Viertelstunde lang in eine Industriehalle in Vollbetrieb stellen. Das klingt vergleichbar.
«Out & In» beginnt friedlich und ruhig, steigert sich dann nicht nur in Laustärke und Krachlevel, sondern auch im Tempo. Alles, was Sonic Youth ausmacht, ist da drin. Der perfekte Schlusspunkt für diese musikalische Zugabe einer Band, deren Applaus langsam verhallt.