Bakraufarfita Records / VÖ: 26. April 2024 / Electro-Punk
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Text: David Spring
Beim Anblick des vorliegenden Albumtitels rollen sich mir ob der grauenhaften Schreibweise zugegebenermassen fast die Zehennägel auf. Doch wenn sich eine Band selbst als die «Teletubbies des Elektro-Punks mit Alditüte» bezeichnen und auf ihrem zweiten Album ein paar besockte Füsse in Adiletten abbilden, dann kann man ihnen halt nicht böse sein. Überhaupt machen Soko Linx alles ein Bisschen anders.
Wer sich die maskierte Band ansieht, könnte erst befürchten, dass es hier so richtig wüst zur Sache geht und gleich rabiat aus den Boxen ballern wird. Doch weit gefehlt, denn die Eingeweihten wissen, dass Soko Linx tanzbarer, poppiger und hitverdächtiger sind, als alles, was das Punk-Genre so hergibt. Der Sound des Trios findet sich irgendwo zwischen den Atzen, KIZ und der Terrorgruppe wieder, mal wird im klassischen Sinne des Punks mit Gitarre, Bass und Schlagzeug herumgeschrammelt, dann gibts ein vernichtendes Rap-Feature und darauf folgen wilde Techno-Beats, die jeden Dancefloor in die Knie zwingen. Dass das alles irgendwie funktioniert ist alleine schon ein amtlicher Verdienst und spricht Bände für die Songwriting und Produktionsqualitäten der Band. Und stell dir nur mal vor, wie unverschämt heftig das live abgeht.
Die wahre Stärke von Soko Linx steckt in ihren Texten. Denn so klamaukig und ballermannig die Songs manchmal klingen, so heftig politisch, aktivistisch und brisant sind die Worte. Bereits der Opener «1000 Einzelfälle» bespricht pointiert das leidige Thema Polizeigewalt. «Wer hat damit angefangen?» sinniert clever über die Ursprünge all der überholten Gesellschaftsnormen, an die wir uns wie verbissen halten, das krasse «Oversize-Pullover» wiederum lässt tief in die Gedanken eines Menschen mit Depressionen blicken, «FOT» widmet sich humoristisch, aber mit weit erhobenem Zeigefinger dem Thema Tierwohl und «Nazis töten!» ist keineswegs ein Aufruf, sondern eine bei vielen leider immer noch nicht angekommene, bitterernste Warnung. Soko Linx stecken die Finger tief in die Wunden und nehmen kein Blatt vor den Mund. Klarere Worte wurden selten gesprochen und wem es beim Bandnamen noch nicht aufgefallen ist, wird spätestens beim Genuss der Songtexte merken, in welchem Extrem des politischen Spektrums die Band anzusiedeln ist.
Mit 16 Songs in 40 Minuten passiert unglaublich viel auf dieser Platte, die Hitdichte ist unerhört. Selbst wenn es mir manchmal fast zu elektronisch und poppig wird, muss ich natürlich zugeben, dass es kaum eine Band gibt, die ihre Sache so konsequent und einzigartig durchzieht, wie Soko Linx. Die starken Texte sowie die unnachgiebige Einstellung der Band sprechen eh für sich. «Blosz keinen Stresz» vereint als Album sämtliche Stärken einer ziemlich einmaligen und definitiv eigenwilligen Band perfekt. Elektropunk hat noch nie so farbenfroh geklungen und ich glaube, die Welt wäre besser, wenn wir alle öfter Soko Linx hören würden – ob’s gefällt oder nicht.