Long Branch Records / VÖ: 10. Dezember 2021 / Metalcore
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Text: Michael Bohli
Was hört ein Metalhead eigentlich zur Entspannung? Walgesänge oder Field Recordings aus dem Stahlwerk? Gehen mir mal davon aus, dass es sich eher um melodisch harte Musik handelt und landen darum beim Stil des Metalcore. Nicht von wenigen verpönt, ist dieses moderne Genre immer wieder für Überraschungen gut. Mit Siamese aus Dänemark wird die Brutalität der Gitarrenmusik noch weiter in die emotionale und weiche Richtung getrieben. «Home» ist gleichermassen Rock, Pop und Metalcore, sehr modern produziert und mit einigen Effekten angereichert.
Fanfaren, Störungen, ins Unendliche erweiterte Stimmen – die Produktionsmittel der heutigen Zeit sorgen auf «Home» dafür, dass Siamese kristallklar und eingängig auftreten. Nach der Platte «Super Human» aus dem Jahr 2019 wurden die Lieder der Band weltweit auf und ab gestreamt, dieses Feuer werden die zwölf Songs auf der frischen Scheibe noch weiter entfachen. Inhaltlich nahe am privaten Leben, den Werten und Situationen im Intimen gehalten, wirkt vieles an der Musik wie aus dem Teenager-Herzen gepflückt. «Enough Ain’t Enough» mit der zuckrigen Oberfläche, «Holy» mit den hinterfragenden Sätzen.
Schön «Numb» mit seinen harschen Sounds und dem D’n’B-Rhythmus hinter dem Breakdown, oder die Glitch-mässigen Zusammenbrüche bei «Past the End». Für meinen Geschmack ist «Home» allerdings zu allgemeingefällig und zu glatt. Da rutscht man ohne Reibung drüber und muss niemals Angst haben zu fallen. Siamese werden ihre Gemeinschaft mit der Schiebe bestimmt befriedigen, die dreckige Realität klingt aber auch im Metalcore anders.