Svart Records / VÖ: 9. Dezember 2022 / Doom Metal, Post Punk
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Text: David Spring
Die Welt wird immer dunkler und düsterer. Nicht nur, weil der Winter gerade Einzug hält und die Tage kürzer werden, auch das Führen einer positiven, optimistischen Existenz wird stets schwieriger. Es passiert gar schnell, dass man sich irgendwann der Melancholie hingibt. Genau in dieser Melancholie ist aber auch viel Schönheit zu finden, dies beweisen Shaam Larein auf ihrem zweiten Album «Sticka En Kniv I Välrden».
Shaam Larein spielen wundervoll düsteren Doom Metal, gepaart mit der Atmosphäre des Post Punks. Die Band stammt aus Schweden, der frohgemute Albumtitel bedeutet auf Deutsch in etwa «Stich ein Messer in die Welt». Auffällig an der faszinierenden Musik ist als erstes die gespenstisch schöne Stimme von Sängerin Shaam Larein, nach welcher sich die Band benennt. Mit ihren syrischen Wurzeln und einem Faible für altrussische Kunst bringt die Frontfrau den Songs dieses ganz eigene, besondere Etwas.
Die Lieder auf «Sticka En Kniv I Välrden» sind gewaltig und erdrückend. Die Trommeln rumpeln laut und ungehemmt, die Gitarren wachsen ins Unermessliche und die Bässe erschüttern bis ins tiefste Innere. In «Beware The Duchess» etwa bauen Shaam Larein angsterfüllte Atmosphäre und gar unbequeme Bilder vor dem inneren Auge auf. Rastlos und verstörend, wie ein guter Horror-B-Movie. Das passend betitelte «Murderer» wiederum erweckt in seinem Lo-Fi-Gewand und mit schleichender Zurückhaltung unbequeme Gedanken, der Gesang dabei süsslich und betörend.
Die Lyrics sind durchwegs in English. Der eine oder andere Text in Muttersprache hätte den mystischen Eindruck von Shaam Larein noch verstärkt. Vielleicht wäre es aber auch zu viel des Guten gewesen, zumal die Songs inhaltlich harte Kost sind. «I Have No Face» zum Beispiel wartet mit einem gar bizarren textlichen Konzept auf. Der Titel ist wortwörtlich gemeint und der Song erzählt, wie es sich anfühlt, wenn man kein Gesicht hat.
Das abschliessende «Massacre» ist ein solches. Mit harten Riffs und Orgelklängen wirkt der Song enorm erdrückend, die gelegentlichen ruhigen Parts wirken so noch verstörender und gefährlicher. Und wie so oft bei guter, schwieriger Musik, fühlt man sich am Ende erschlagen und will trotzdem mehr davon. Shaam Larein machen Musik zum Denken und Fühlen, Musik, die die dunklen Fantasien in uns anregt und die darum voll überzeugt. Die Welt, sie bleibt am Ende erstochen und verlassen zurück, das Messer vernichtend tief in unser aller Seele. Wunderschön.