Band: Scott Matthew
Album: This Here Defeat
Genre: Singer-Songwriter
Label/Vertrieb: Glitterhouse
Veröffentlichung: 20. März 2015
Website: scottmatthewmusic.com
Geschrieben von: Sebastian Leiggener
Der Name Scott Matthew ist in unseren Breitengraden wohl Wenigen wirklich geläufig. Und das obschon dieser australische Singer-Songwriter und Wahl New Yorker dieses Jahr mit „This Here Defeat“ bereits sein fünftes Studioalbum veröffentlicht.
Auf der Platte sind 10 funkelnagelneue Lieder des Australiers. Na gut, Singer-Songwriter gibt’s ja mittlerweile wie Sand am Meer. Heute wagt sich ja bald jeder Möchtegernhippster mit Vollbart, der knapp einen ganzen Akkord auf der Gitarre zustande bringt, auf die Bühne. Warum sich also wieder in die Suppe aus gefühlten 1000 neuen Singer-Songwritern pro Monat hineinbegeben, um schliesslich doch wieder nur den Durchschnitt zu finden, wenn überhaupt?
Ganz einfach, weil unter den 999 Möchtegerns sicherlich mindestens eine Perle zu entdecken ist. Zugegeben, den Vollbart trägt auch Scott Matthew und natürlich spielt er auch die Gitarre. Aber seine ganz spezielle, schon fast androgyne Stimme lullt jeden Zuhörer in die tiefmelancholischen, mit dezentem schwarzem Humor hinterlegten Songtexte ein.
Scott Matthews Musik kann man als minimalistisch bezeichnen. In seinen bisherigen Alben durften nur Cello, Akustikgittare, Ukulele und das Klavier den beinahe schon perfekten Klang von Scotts unvergleichlicher, mit einem leider abgebrochenen Musikstudium gekrönten, Stimme begleiten.
So gesehen bedeutet das neue Album ein Umschwung. Zum ersten Mal ist neben den genannten Instrumenten, verhalten auch immer wieder eine E-Gitarre zu hören und sogar elektronische Effekte lässt Scott Matthew in seinem neuen Album zu. Dies ist eine grosse Überraschung für eingefleischte Fans. Verleiht dem neuen Album aber eine unglaubliche Frische und verschafft den, und das muss auch gesagt werden, durchwegs langsamen, wie durch Honig gezogenen, gesanglichen Gefühlsexzessen, eine bunte Untermalung.
Und hier liegt auch der grösste Negativpunkt des ganzen Albums. Sämtliche Songs schleichen geradezu dahin und die Platte wird dadurch schnell ziemlich langatmig. Dies ist sehr schade, denn Scott Matthew wird sowohl den einen oder anderen Zuhörer, welcher seinen Stil noch nicht kennt, gleich wieder vergraulen. Etwas mehr Pepp hie und da würde dem Ganzen sicherlich gut tun und die wunderschönen Balladen in der Intensität aufwerten.
Gleichwohl ist meiner Meinung nach dem Künstler eine zufriedenstellende, musikalische Leistung gelungen. Er zieht mit „This Here Defeat“ gnadenlos und ohne Kompromisse sein Bild von guter Musik durch. Bleibt seinem gewohnten Stil mit wenig Abstrichen bedingungslos treu. Hut ab, vor Scott Matthew, dass er sich nicht verbiegen lässt.
So bleibt er ein im Wind treibendes bedeutungsloses Blatt in einer allzu grossen Musiknische. Hoffen wir, dass es genau das ist, was dieser Künstler bezwecken will, auch wenn er so seine Fangemeinde wohl nur langsam, wenn überhaupt vergrössern kann. Wer diesem Künstler trotzdem eine Chance geben möchte der höre sich vom neuen Album erst Mal den Eröffnungssong „Bittersweet“ an. Ein guter Start, etwas weiter weg von dem gewohnten trüben und tristen Sound von Scott Matthew. Humorvoll und umrahmt von einer zierlichen Frauenstimme ist dieser Song für Scott Matthew -Verhältnisse schon fast der Höhepunkt von überspannter Fröhlichkeit.
Als Zweites empfehle ich den Song „Ode“. Einen persönlichen Abschied des Sängers von seinem verstorbenen Grossvater. Tiefste Schwärze in einem dunklen Sumpf der schmerzlichsten Gefühle. Weiter geht’s direkt zum Song „Skyline“, wo die erwähnten neuen Einflüsse von E-Gitarre und Elektroelementen am schönsten und intensivsten zu vernehmen sind.
Wer dann immer noch begeistert ist wechselt zum Titelsong des Albums, „This Here Defeat“ und merkt, dass dieser Titel, zu Deutsch, dies hier die Niederlage, auf Scott Matthew nicht zutreffen kann. Denn mit seiner Sturheit wenn es darum geht ja nichts Neues auszuprobieren und seinem Stil treu zu bleiben, wird Scott Matthew zumindest seine Stammhörerschaft immer begeistern können. Fehlen nur noch Neubegeisterte und da ich bin sicher, ist „This Here Defeat“ keine Niederlage sondern der Auftakt zu einem neuen Scott Matthew, der in diesem Album immerhin einen kleinen Schritt über seinen Schatten macht und doch mal etwas wagt, auch wenn es nur der dezente Einsatz der E-Gitarre ist.
Wer nach der genannten Songauswahl nach wie vor nicht genug hat, ja der gehört dazu, zu den Scott Matthew Gefährten, die sich seine Musik ohne Widerspruch immer und immer wieder reinziehen und zusammen mit dem Künstler im Hier und Jetzt leben und sich keine Gedanken um Werdendes machen.
Für mich ist „This Here Defeat“ ein sehr empfehlenswertes Album eines grossartigen Künstlers. Ich liebe das immer Spezielle in all seinen Facetten. Trotzdem werde ich weiterhin in der Suppe der Singer-Songwriter nach dem ultimativen Künstler Ausschau halten. Scott Matthew ist zu Stur in seiner Art und steht sich so musikalisch meines Erachtens zu oft selber im Weg. Aber vielleicht sind ja auch einfach nur meine Ansprüche zu gross.
Tracklist:
1. Bittersweet
2. Constant
3. Effigy
4. Here We Go Again
5. Ode
6. Palace Of Tears
7. Skyline
8. Soul To Save
9. This Here Defeat
10. Ruined Heart
Bandmitglieder:
Scott Matthew – Gesang, Gitarre, Ukulele
Gründung:
2008