Band: Schalko
Album: Cool
Genre: Punk / Post-Punk
Label: Flight13 Records
VÖ: 11. September 2020
Webseite: Schalko bei FB
Es gehört eine gesunde Portion Selbstvertrauen dazu, wenn man sich als junge Band dazu entschliesst, das eigene erste Album schlicht „Cool“ zu nennen. Erst recht, wenn man sich einer nicht immer einfach verdaulichen Sorte von Emo und Post-Punk verschrieben hat. Genau aber diesen Entschluss haben die drei Jungs von Schalko aus Freiburg gefällt.
Der Opener „Wegen Allem, Wegen Nichts“ geht ohne Umschweife los. Rau, treibend und wütend. Der Text ist gerade kryptisch genug, um mehrere Interpretationsmöglichkeiten zuzulassen, gleichwohl aber genügend zugänglich, dass man sich mit dem Herzschmerz und der Trennungswut dieses Tracks gut identifizieren kann. Ein starker Start und mit „Death Cleaning“ wird die Intensität um einiges nach oben geschraubt. Die sich stets wiederholenden Gitarrenmelodien und der unablässige Beat untermalen den bitterbös konsumkritischen Text. Das Tempo wird selten rausgenommen, in der Tat fühlen sich fast alle Songs gleich schnell an. „Du, Ich Und Manche Von Den Anderen“ kommt etwas gemächlicher und zurückgelehnter daher, wenn auch keineswegs weniger intensiv. Auf „Die, Die, Die“ wiederum erreichen Schalko neue Spitzen an Aggression und Wut, die gekeiften Textzeilen erinnern stellenweise gar an Frau Potz und der Song ist für mich das Highlight auf diesem Album. Es ist interessant, wie die Songs auf „Cool“ oberflächlich alle ähnlich klingen und wirken, man aber bereits nach wenigen Durchläufen des Albums viel Liebe zum Detail erkennen kann.
Schalko zitieren offen Bands wie Turbostaat und Rachut als Einflüsse und es gibt keinen Zweifel daran, aus welcher Ecke der deutschen Musikszene sich die Freiburger haben inspirieren lassen. Die Produktion des Albums ist kalt und kantig, die Vocals aggressiv und wütend, dazu eher minimalistische Instrumentierung und stets treibende Beats. Die emotionalen und persönlichen Worte zeichnen dazu ein ziemlich deprimierendes und hoffnungsloses Bild. Textzeilen werden wie ein suizidales Mantra wiederholt und brennen sich in die Gehörgänge, „Was macht es für einen Unterschied, wenn das Leben einfach weitergeht?“ wird zum Beispiel in „Genau, Stimmt Nichts“ gefragt. 90er Emo-Einflüsse schreiben sich die Jungs genauso gross auf die Flagge, wie die bereits erwähnten Gruppen. Es werden nebst dem einen oder anderen politischen Punkt vor allem gescheiterte Beziehungen, das eigene Unvermögen und diese zu Grunde liegende Wut, die einem durch jeden Tag begleitet, thematisiert. Inhaltlich entsteht so ein äusserst intensives, emotionales schwarzes Loch, dem nicht viel an Positivität zu entweichen mag.
„Cool“ ist definitiv ein Statement. Schalko betrachten die Welt im Detail und ziehen Schlüsse, die nicht all zu viel Hoffnung zulassen. Musikalisch hebt man sich nicht weit von den eigenen Helden ab, was der Botschaft der Band durchaus gut zu Gesicht passt. Alles in allem können die drei Jungs stolz auf ihren ersten Longplayer sein. Raum nach oben besteht, aber eine beachtliche Platte mit einem wunderbar zynischen Namen haben sie hiermit bereits geschaffen, Hut ab dafür.
Tracklist:
1. Wegen Allem, Wegen Nichts
2. Death Cleaning
3. So Tun Als Ob
4. Ein Talent Hat Jede*r
5. Du, Ich Und Manche Von Den Anderen
6. Die, Die, Die
7. Eine Vermutung
8. Im Weg
9. Korallenlift
10. Ignorieren
11. Genau Stimmt Nichts
Bandmitglieder:
Lukas – Gitarre und Gesang
Markus – Bass und Gesang
Fabian – Schlagzeug
Gründung:
2017
Text: David Spring