Band: Saltatio Mortis
Album: Das Schwarze Einmaleins
Label/Vertrieb: Napalm
Veröffentlichung: 16. August 2013
Website: saltatio-mortis.com
Geschrieben von: Dennis Bäsecke
Gut gelaunt und spritzig schmettern Saltatio Mortis mit dem Opener „Früher War Alles Besser“ in ihr neuntes Studioalbum: „Das Schwarze Einmaleins“. Beissend ironisch und mit dem Gestus eines cleveren Trinkliedes erteilen die Spielleute allen ewig Gestrigen eine schallende Ohrfeige. Und rotzfrech geht es weiter:
„Wachstum Über Alles“ führt die ertragsorientierte Gesellschaft vor und verwendet hierfür herrlicher weise das Bachbett der deutschen Nationalhymne. Auffallend ist jetzt schon die angenehme Balance zwischen wutentbrannter Widerstandshaltung und bedacht wortspielender Texte, zwischen eingängiger Melodik und rauem Tonfall.
„Krieg Kennt Keine Sieger“ liefert eine weitere hochaktuelle Stellungnahme der Band, die danach in die Welt der Märchen- und Geschichtenerzähler abtaucht. Kurz vor Schluss lässt das Oktett uns mit dem musikalischen Aufschrei „Nur Ein Traum“ jedoch noch einmal hochschrecken und unsere Realität erblicken. In martialischen Bildern wird hier geschildert, wie menschliche Werte zu Gunsten des Reichtums nicht nur aufgegeben, sondern auch verhöhnt und bespuckt werden. Der Song schliesst mit einem nachdrücklich optimistischen Apell.
Zwischen diesen beiden Polen des Realitätsbezuges spannen Saltatio Mortis nun einen klanglich wie inhaltlich fantasievollen Regenbogen, an dessen Ende man die „Randnotiz“ finden kann. Da wird in blumiger Sprache und über treibenden Rhythmuswechseln „Satans Fall“ geschildert, leichtfüssig tänzerisch von gekauften kalten Küssen erzählt und in atemlos metallischem Laufschritt die Zahlensymbolik beschworen. Mindestens für Freunde der Band liegt hier also eine wahre Schatzgrube neuer Songs vor.
Der „Sandmann“ scheint auch nach mehrmaligem Hören noch etwas unentschlossen zwischen E.T.A. Hoffmann’s dämonischen Visionen und der gleichnamigen anrührenden Ballade der Letzten Instanz zu stehen und bleibt auch musikalisch etwas blass. Zwischenzeitlich kann man den Eindruck haben, das Album träte trotz kraftvoller Texte und Ohrwürmchen-Biotopen etwas auf der Stelle. Das thematische Weideland der magischen Erzählungen scheint etwas abgegrast. Aber mit überzeugenden Kompositionen wie dem „punkfolkigen“ Gebräu „My Bonnie Mary“, das unwiderstehlich mitzieht oder dem schwindelerregenden Strudel „Idol“ kriegen die 8 Musiker die Kurve. Dieser letztgenannte Aufruf zur Selbstständigkeit des Geistes weckt mit seinen feurigen Dudelsack-Kapriolen und einem hitzigen Rhythmus fast Assoziationen der Drum’n’Bass-Welt. Es wird also auch ein sehr breites Spektrum musikalischer Farben gezeigt.
In der „Galgenballade“ wird eine Mischung aus Galgenhumor und Spielmannsromantik zelebriert, während sich abermals der mahnende Zeigefinger erhebt – Memento Mori! Eigentlich klingt es recht heiter, wenn Tod und Teufel die Bildfläche betreten. Kein Wunder; man hat nicht viel zu befürchten, wenn man nicht zu den Ausbeutern gehört. Einmal mehr kehren Saltatio Mortis da ihre rebellische Seite nach aussen.
„Alea der Bescheidene“, die charismatische Stimme der Band, zeigt sich in Hochform: Zwischen Erzählton, wütendem Schnauben und zärtlichem Säuseln lotet er stimmliche Möglichkeiten aus und bleibt unverkennbar. Auch die immerhin drei Sprachen, in denen er hier singt, stören den Fluss des Albums keineswegs.
Insgesamt ein energisches und sympathisches Album mit kräftigem Sound und ein paar echten Meisterstücken, das aber im Detail recht viele Assoziationen zu anderen Bands zulässt. Das Anti-Kriegs-Plädoyer erinnert stark an „Schuld“ der Letzten Instanz, „Satans Fall“ an „Wenn Engel Hassen“ von Subway To Sally und „IX“ reanimiert „VII“ derselben Band. Aber da es sich um gute Musik handelt, stört das kaum.
Tracklist:
1. Früher War Alles Besser
2. Wachstum Über Alles
3. Krieg Kennt Keine Sieger
4. Der Kuss
5. My Bonnie Mary
6. Sandmann
7. Satans Fall
8. Idol
9. IX
10. Galgenballade
11. Abrakadabra
12. Nur Ein Traum
13. Randnotiz
Bandmitglieder:
Alea der Bescheidene – Gesang, Dudelsack, Schalmei, Gitarre, Maultrommel, Didgeridoo
Falk Irmenfried von Hasen-Mümmelstein – Marktsackpfeife, Schalmei, Drehleier, Gesang
Lasterbalk der Lästerliche – Schlagzeug, Percussion, Davul
El Silbador – Marktsackpfeifen, Schalmeien
Bruder Frank – E-Bass
Jean Méchant, genannt der Tambour – Schlagzeug, Percussion, Keyboard, Gitarre, Gesang
Luzi Das L – Sackpfeifen, Schalmei
Till Promill – Gitarre, Irish Bouzouki
Gründung:
2000