Bigoût Records / VÖ: 21. Januar 2022 / Noise Rock
Facebook
Text: Michael Bohli
Wer schon einmal in Lyon war weiss, auch in der Nacht ist die französische Stadt schmuck anzusehen und mit wenigen Dämonen bevölkert. So zumindest der Schein, denn hinter den Steinfassaden dröhnt und lärmt es. Wer nicht schlafen kann, der verbringt die dunklen Stunden damit, laute Musik zu spielen. Der Garage Rock von Salo ist ungestüm und schmutzig, das Trio spielt sich in knapp vierzig Minuten durch ihr Album «From Melmac With Hate». Das klingt nach Bier und Punk, lässt die Luft aufgeheizt zurück und schmiert die Wände mit schwarzen Filzstiften zu.
Mit dem Heimatplaneten von Alf hat «From Melmac With Hate» wenig gemein, der musikalisch dargebotene Unmut ist scharf, hat Dreck in den Poren und nimmt keine Rücksicht. Dazu müssen Salo nicht unerträglich laut werden, ihr Noise Rock biegt nicht in Richtung Metal oder Hardcore ab. Lieber schwingen die Basssaiten laut und frei in der Luft, das Schlagzeug lässt sich von den Gitarren rhythmisch begleiten. «Fuel Injected Suicide Machine» lebt von der Geradlinigkeit, «Bring Back Medieval Plague» wirbelt mit verzerrtem Gesicht durch den Raum.
Bei Salo ist meist den Songnamen anzusehen, wie die Musik funktioniert. Zwei Minuten lang hetzt die Band durch «Speed Missile», «Guillotine» ist plötzlich da und kappt die Wahrnehmung von der Aussenwelt. Schwungvoll und mit Groove am Schluss «Knee KO», «From Melmac With Hate» liebt den Pubabend gleichermassen, wie der vernichtende Auftritt im Keller. Fast schunkelt man mit «Tasmanian Tiger (for Nikita)», wird jedoch durch die dissonanten Sounds und abrupten Songwechsel durchgeschüttelt. Eine Scheibe voller Lust am aufreibenden Musizieren.