Source Antone Records / VÖ: 19. November 2021 / Post-Rock, Metal
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Text: Michael Bohli
In Paris scheint die Romantik zwar in jeder Gasse lebendig zu sein, trotzdem gibt es Bands, die sich gegen diesen Zustand auflehnen. SaaR sind solche Kandidaten und sorgen seit der Gründung im Jahr 2010 für laute Post-Rock-Songs mit lärmigem Grundkonzept. Immer mal biegen die Lieder in Metal-Gefilde ab und laben sich am Noise. Das funktioniert auf der Bühne und weiss bei «Gods» sehr zu überzeugen. Im Winter 2020 im Sainte-Marthe Studio aufgezeichnet, ist die Platte eine laute Reinkarnation der «Odyssee» von Homer. Im Gegensatz zum Original wird der Inhalt ohne Worte transportiert.
SaaR lieben ihre Gitarren – als erzählende Pfeiler, als harsche Tonangeber und verzweigte Ornamente. Jedes Lied auf «Gods» besteht aus Riffs und Klangwänden der Saiteninstrumente. Sie tragen das Konzept und sind Freund wie Feind. «Bridge Of Death» pendelt von angenehm ruhigen Stellen zu lauten Eruptionen, diese Musik lässt Bilder von wogenden Schlachten im Kopf entstehen. Die Stimmung bleibt während den 51 Minuten immer düster und bedrohlich, lichte Momente gibt es auf dieser Platte selten.
Wie ein Zwischenspiel funktioniert «Styx» mit der Bassmelodie, «Truth» lichtet am Schluss den Vorhang. Der Track mit Gast Julien Sournac bringt die menschliche Seele zurück, die vorherige Wucht wird wie ein Deckel gehoben, das krage Gefühl entkräftet. Man könnte diese letzten Takte als Befreiung von SaaR betrachten, hat die Band mit dem Werk nicht nur ein Schlussstrich unter die Besetzungswechsel gezogen, sondern das Songwriting verfeinert. Dynamisch und druckvoll sind die Kompositionen («Tiresias»), das alte Epos wird in die heutige Zeit transportiert.