Name: Torsten Sarfert
Tätigkeit bei ARTNOIR: Redakteur
Dabei seit: März 2022
Kicks und Krisen 2024
Auch 2024 war beileibe kein krisenfreies Jahr. Jedoch hatte zumindest ich bis zum 6. November noch den Hauch einer Hoffnung, dass die Welt vielleicht doch nicht so blöd sein könnte, wie es sich dann leider doch herausstellen sollte. Deswegen präsentiere ich euch nachfolgend statt der weltweiten Krisen lieber meine musikalischen Kicks des Jahres 2024. Denn die einzige Rache ist ein schönes Leben. In diesem Sinne: Viel Spass damit!
Klubs & Konzerte
Aus verschiedenen Gründen war ich vergangenes Jahr an keinem Konzert mit über 3’000 Zuschauer:innen. Und das war auch gut so, denn ich brauche nicht unbedingt ein Grossevent. Besonders hervorzuheben waren folgende Konzerte für mich (in no particular order):
– Pat Todd & The Rankoutsiders im Sedel, Luzern
Dieser Mann (und seine Band) atmen den wahren Geist des Rock’n’Roll und sind sich auch im fortgeschrittenen Alter für keine Ochsentour zu schade. Somit auch ein perfekter Match für das rustikale & kultige Sedel.
– Jaya The Cat & Kemo The Blaxican im kleinen Klub des Kofmehl, Solothurn
Hier war die eigentliche Überraschung der Support-Act. Das ehemalige und hauptsächlich für die Chicano-Einflüsse verantwortliche Drittel der Delinquent Habits Kemo The Blaxican zeigte einem auf Punky Reggae Party geeichten Publikum, wie Old School Hip Hop geht.
– Skinny Lister, ebenfalls im kleinen Klub des Kofmehl
Die Folkpunker machten den Klub zum Pub, inklusive Armdrücken mit dem Publikum und einer Lokalrunde eines undefinierbaren Getränks.
– William The Conqueror, X-TRA Musikcafé, Zürich
Zwar sträflich unterbesucht, konnte sich jede*r Einzelne im Publikum glücklich schätzen, ein Ticket für dieses fantastische Konzert in einer ebenso fantastischen Location gelöst zu haben.
– Chuck Prophet & His Cumbia Shoes im el Lokal, Zürich
Diese Mischung aus Americana, Psychedelic Rock und Cumbia blies durch el Lokal wie ein extrem Bierdurst-evozierender heisser Wüstenwind. Zum Glück waren die Fässer des Lokals anfangs noch gut gefüllt. Für mich das beste Konzert des Jahres – auch wegen der unvergleichlichen Atmosphäre!!!
Konserven
Man kann ja immer viel schreiben. Am Ende denk‘ ich aber oft: Hört euch den Kram an, dann werdet ihr schon merken, was für ein geiler Scheiss das ist. Trotzdem hab ich (nur zum Appetitanregen) ein paar Rezensionen geschrieben. Meine fünf liebsten Alben waren wie folgt (ebenfalls in no particular order):
– Chuck Prophet & ¿Qiensave? – „Wake The Dead“
Ja, schon wieder der. Wer nicht am besten Konzert des Jahres war, kann sich mit dieser Scheibe trösten.
– Rat Boy – „Suburbia Calling“
Bestes Album des Jahres, innit? Clash meets Specials & Madness. Mit dabei: Der beste Song, den Oasis zu ihrer (angekündigten) Re-union nicht geschrieben haben.
– Jesper Lindell – „Before The Sun“
Bob Dylan schrieb ein neues, wegweisendes Kapitel der Musikgeschichte, als er mit seiner „The Band“ vom Folk-Troubadour zum Rocker mutierte. Der Schwede Jesper Lindell katapultiert mit seinem aktuellem Album dieses Gefühl ins Hier & Jetzt. Unbeschreiblich!
– Bridge City Sinners – „In The Age Of Doubt“
Ist es Bluegrass oder ist es Punk? Die Antwort ist Ja! Mit rein akustischem Bluegrass-Instrumentarium entfesseln die Jungs aus Portland, Oregon und ihre extrovertierte Sängerin mit den introspektiven Texten ein Punk-Feuerwerk, das ohne Steckdose auskommt.
– Hermanos Gutierrez – „Sonido Cosmico“
Die ecuadorianischen Brüder mit der schweizerischen Wahlheimat und dem kosmischen Gitarrensound spielen mittlerweile jenseits des Atlantiks ganz oben mit und kommen dazu noch ohne ein einziges gesungenes Wort aus. Western & Wellness für die geschundene Seele und geschlossene Augen.
Und für alle, die nicht nur Hören, sondern auch Sehen, bzw. Lesen wollen, empfehle ich – quasi als Schlussakkord – das gleichnamige Buch von Ingo Scheel. Darin wird man nämlich auf äusserst unterhaltsame Weise daran erinnert, dass egal was man tut, alles irgendwann unweigerlich einmal endet. Also kann man doch auch gleich was tun, was Spass macht. Oder?
Vielen Dank für ganz viel Spass geht wie immer raus an die lieben ARTNOIR-Kolleg:innen, ohne die das alles niemals möglich gewesen wäre und last but not least an euch, die ihr diese (und hoffentlich auch andere) Zeilen auf dieser Seite lest. Auf ein spassiges Neues 2025!
Peace & Love!