Blacklake Records / VÖ: 19. November 2021 / Rock, Prog, AOR
rjsolo.com
Text: Michael Bohli
Das Album «A Shadow of my Future Self» ist ein wunderbarer Punkt, um in zwei Richtungen neue Musik zu entdecken. Entweder kommt man bereits mit Ross Jennings um die Ecke gebogen und verfolgt seine Karriere als Frontmann der Band Haken längers, oder man möchte sich endlich tiefer mit Modern Prog beschäftigen. Wer diesen Vorsatz gefasst hat und bisher vor allem Classic Rock oder AOR in sein Herz liess, der findet in den 14 Songs auf jeden Fall Türöffner.
«Better Times» startet das erste Soloalbum von Ross Jennings im Haken-Modus auf Singer-Songwriter reduziert, zeigt aber gleich: Wild und hart geht es bei «A Shadow of my Future Self» nicht zu und her. Synthesizer, gefühlvoller Gesang, Stadion-Posen – des Musikers Vorbilder (Phil Collins, Peter Gabriel oder Chris Cornell) sind immer als Geister oder helle Lichter mit dabei. «Words We Can’t Unsay» driftet in die Achtziger, «Rocket Science» grüsst Foreigner, «Young At Heart» würde auch Toto wunderbar zu Gesichte stehen.
Nein, wilde Tempi- und Taktwechsel findet man auf dieser Platte keine, dafür eine gehörige Portion Pathos, ein Kitsch-Mantel und unwiderstehliche Bonbons. «Phoenix» zaubert ein klassisches Prog-Gefühl mit elf Minuten Spielzeit herbei, «The Apologist» lässt die Muskeln an der Gitarre spielen, mit «Since That Day» schmachten alle um die Wette. Klanglich klar und gross produziert, liefert Ross Jennings mit jedem Stück nicht nur dank seiner wandelbaren Stimme ab – «harte Jungs» aus dem Metal-Bereich werden allerdings an ihre Grenzen kommen.