Sounds of Subterrania / VÖ: 28. April 2023 / Post-Hardcore, Alternative Rock
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Text: David Spring
2015 fanden sich ein paar etablierte Musiker aus der dänischen Hardcore- und Metalszene, um mit dieser geballten Ladung Erfahrung zusammen ein neues Projekt zu starten. Das Resultat: Riverhead. 2018 erschien das Debüt «Nothing», doch danach fiel alles auseinander. Der Frontmann verliess die Gruppe, ein Ersatz konnte lange nicht gefunden werden, und als mit Jacob Bredahl dann mitten in der Pandemie endlich ein neuer Schreihals dazustiess, wurde dieser kurz darauf mit Krebs diagnostiziert.
So überrascht es nicht, dass die nun endlich entstandene, zweite Platte «Cancer» kein einfaches Material bietet. Natürlich stehen die titelgebende Krankheit und der langwährende, schwierige Kampf dagegen im Zentrum. Doch Riverhead weiten dieses Thema viel weiter aus, steht der «Kampf» auch als Metapher für all die Widersprüche und Sinnlosigkeiten, auf die man im Leben unweigerlich stösst. Am Ende gibt es keine Wahl, als sich all den Kämpfen des Lebens zu stellen. Die Inhalte auf «Cancer» sind erbauend und positiv, trotz aller Widrigkeiten. Aufgeben kommt nicht in Frage, es geht unentwegt nach vorne.
Dies unterstreicht auch die Musik. Der Opener «Time» ist unfassbar angepisst und rabiat, Riverhead halten sich kein Bisschen zurück. «Broken Boy» ist weniger ungestüm und erlaubt etwas Melodie, doch lässt die Stimme Bredahls keinen Zweifel daran, wie schwierig sein Leben derzeit ist und mit wie viel Schmerz er tagtäglich konfrontiert ist. «Love Cuts» erinnert beinahe etwas an The Clash, die Gitarren kratzend und twangy, doch auch hier fordert der Kampf hörbar Tribut. Riverhead fahren den Grat zwischen wütenden Hardcore-Riffs, Post-Hardcore-Intensität und nachdenklich zurückhaltenden Momenten («Numb To The World» oder das akustische «0806») sehr gekonnt. Auch wenn sich die insgesamt 10 Stücke klanglich durchaus ähnlich sind, wird es nie langweilig oder belanglos.
Zugegebenermassen schlägt nicht jeder Song ein wie eine Bombe, meiner Meinung nach stehen der Band die lauten, losgelösten Momente besser zu Gesicht als die ruhigen Momente, in denen sich manchmal etwas Monotonie einschleicht. Am Ende jedoch spielt dies keine Rolle, das abschliessende «Karma» schliesst den Bogen gekonnt und bringt die Stärken von Riverhead fulminant zusammen. «Cancer» ist ein starkes Statement einer Band, die viel zu sagen hat, die viel fühlt und die viel durchleiden musste. Dies macht sie nahbar und verdammt stark. Bleibt zu hoffen, dass die Vier irgendwann wieder etwas Freude verspüren, bis dahin gibt es tolle, eingängige und schmerzhaft ehrliche Musik, in der man sich wiederfinden kann.