Long Branch Records / VÖ: 10. Dezember 2021 / Metalcore
risinginsane.de
Text: Michael Bohli
Zufrieden sind Musiker von Metalcore-Gruppen scheinbar selten. Ist es aber ein Fakt, dass sich besorgte Zustände und Wut besser in wilde und laute Lieder verpacken lassen als die frisch gewonnene Lebensfreude. Rising Insane haben in den Jahren seit ihrem Debütwerk «Nation» viele Rückschläge einstecken müssen und werden teilweise weiterhin von diesen Situationen und Dämonen verfolgt. «Afterglow», Platte Nummer drei, ist deswegen emotional eindringlich gehalten und voller extremer Ausbrüche. Das Titelstück bietet alle Elemente auf und reisst den Vorhang von der Bühne.
Familiäre Todesfälle, Belastungsstörungen, die erdrückende Form des Lebens: Rising Insane lassen auf «Afterglow» viel raus und finden in den zwölf Liedern ergreifende Passagen und eingängige Melodien. «Meant To Live» packt mit dem Gesang, fühlt sich wie eine Achterbahnfahrt an und findet im ausdrucksstarken Saitenspiel ein Ventil. Diese vielseitige Herangehensweise platziert die Band aus Bremen nicht nur an einer Position im Genre, sondern lässt an unterschiedliche Namen denken. Das macht die Platte aufregend und empathisch, das Quintett legt Hits hin («Something Inside Of Me»).
Verletzlichkeit und nachdenkliche Takte haben Platz auf «Afterglow», das gestaltet die Musik von Rising Insane menschlich. Hier wird nicht ewig geknüppelt, sondern der Metalcore mit seinen melodischen Passagen in die Brutalität eingewoben. «Flightless Bird» und «Oxygen» sind beeindruckende und dynamische Resultate dieses Prozesses, verlangen zugleich einiges an Energie. Nach der Platte fühlt man sich eventuell ausgelaugt, zugleich geläutert und verstanden.