Sailing For Peace / VÖ: 9. November 2018 / Singer-Songwriter, Rock
riowolta.com
Text: Michael Bohli
Immer nur zärtlich und zurückhaltend zu sein, das kann nicht funktionieren. So entschied sich Rio Wolta, für sein zweites Album eine Band zu formieren, die Songentwürfe breitbeinig aufzustellen und mit „No More Intimate Music“ den Singer-Songwriter in düsteren und ausdrucksvollen Rock zu verwandeln. Das funktioniert fantastisch, überrascht immer wieder von Neuem und zeugt von Erfindergeist. Denn was mit „Intro“ noch sehr limitiert und langsam daherkommt, das baut sich mit jedem Lied zu einem grösseren Sturm auf.
Brutal ist Rio Wolta nicht, viel lieber setzt er auf eindringliche, emotionale Wirkungen und fein ausgearbeitete Kompositionen. „Every Time The Sun Comes Up“ ist ein hübsches Lied zwischen Folk und Pop, „Mondrian“ eine romantische Begegnung auf der grossen Leinwand. Da passt nicht nur die tiefe Stimme, sondern auch die Chöre und Kollaborationen zwischen Synthesizer und Gitarre. Bis dann eben alles gesprengt wird und man mit „Franz Wolta“ den Indie für die grossen Festivalbühnen empfängt. Erstaunlich ist dabei, dass jedem Lied die Wirkung und Länge gegönnt wurde, welche perfekt passen. Keine unnötigen Wiederholungen, keine abrupten Schlusstakte.
„No More Intimate Music“ verneigt sich somit vor Nick Cave und Warhaus („Teenage“) und zeigt mit „Satellite Star“ einen Schlusspunkt, der alle negativen Gefühle doch noch in positive Erlebnisse verwandelt. Ja, Rio Wolta hat sein Ziel, sich mit dieser zweiten Platte neu zu erfinden, vollends erfüllt. Da spielt es auch keine Rolle, ob viel Smog über Zürich schwebt, dieser Stern scheint hell in all unsere Herzen und Gemüter. Live wurden diese Lieder übrigens als andersartiges Kunstprojekt in der Gessnerallee aufgeführt.