Band: Ride
Album: Weather Diaries
Genre: Shoegaze / Alternative Rock
Label/Vertrieb: Wichita
VÖ: 16. Juni 2017
Webseite: thebandride.com
Eigentlich war es ziemlich egal, was man auf „Weather Diaries“ auffinden würde – denn Ride müssen sich in der Musikgeschichte nicht mehr behaupten. Die Gruppe aus Oxford stand zwischen 1988 und 1996 für englischen Shoegaze und begründeten mit „Nowhere“ auch gleich fast alleine das Genre. Doch dann war alles vorbei und die Musiker gingen getrennte Wege – bis 2014 zumindest, als man endlich wieder Konzerte der Herren besuchen konnte. Drei Jahre später gibt es nun endlich auch neue Musik, welche zum Glück das Andenken an vergangene Taten in keinster Weise beschmutzt.
Mit Liedern wie „Charm Assault“ oder „All I Want“ beginnt das fünfte Studioalbum von Ride allerdings eher klassisch – der Indie-Rock wird aufgelebt und nette Refrains tummeln sich unter eingängigen Melodien. Und kurz bevor die Befürchtung, die Band habe den traumwandlerischen Qualitäten abgeschworen, Überhand nimmt, bricht der Titelsong wie eine Welle über die Platte und verzaubert mit ausuferndem Gitarrenspiel, dröhnenden Effekten und sieben Minuten Spiellänge. Und wie nach einem Befreiungsschlag dürfen Musiker und Album nun alles. Harte Riffs, psychedelische Harmonien, betörender Gesang – alle schrägen Formen des alternative Rock finden ihren Platz.
Am besten funktionieren Ride auf „Weather Diaries“ aber immer dann, wenn sie ihren Lieder Zeit und Platz lassen. So fesseln nebst dem Titelstück das locker krachende „Cali“ oder das abschliessende „White Sands“. Hier dürfen die Musiker lange an Ideen herumspielen und all ihre Gerätschaften benutzen – und auch genau darum ist diese Reunion-Platte so gelungen. Weder verspürt man hier eine Last, noch eine Angst vor dem Erbe und der Zukunft. Viele Gitarrenspuren und lockere Musik, das eignet sich für jede Fahrt.
Tracklist:
1. Lannoy Point
2. Charm Assault
3. All I Want
4. Home Is A Feeling
5. Weather Diaries
6. Rocket Silver Symphony
7. Lateral Alice
8. Cali
9. Integration Tape
10. Impermanence
11. White Sands
Bandmitglieder:
Mark Gardener – Gesang und Gitarre
Andy Bell – Gesang und Gitarre
Steve Queralt – Bass
Laurence Colbert – Schlagzeug
Gründung:
1988
Text: Michael Bohli