High Roller Records / VÖ: 1. Juli 2022 / Thrash Metal
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Text: Pink
Protector werden von Album zu Album besser. Die ursprünglich deutsche Band mit dem mittlerweile nach Stockholm ausgewanderten, einzig verbleibenden Originalmitglied Martin Missy stand seit jeher im Schatten bekannteren Deutsch-Thrasher wie Kreator oder Destruction. Dabei stiessen sie fast zeitgleich ins selbe Horn wie benannte Bands. Das liegt vielleicht daran, dass Protector immer ein bisschen roher, ungeschliffener und weniger hymnenhaft als ihre Landesgenossen waren.
Bis heute. Denn zieht man vergleichsweise die aktuelle Kreator „Hate über alles“ heran, klingt „Excessive Outburst Of Depravity“ weniger modern, ja fast ein bisschen angestaubt, was mir persönlich mehr zusagt als die teils klinischen, auf perfekt getrimmten Sounds anderer Metal-Bands. Ich mag’s haptischer und da darf es gerne mal während dem Griffwechsel etwas quietschen und knarzen.
„Excessive Outburst Of Depravity“ peitscht von Anfang bis Ende nach vorne. Die Rhythmusfraktion bereitet den Boden für Gitarrist Micke Carlsson, der seine markanten Distortion-Klänge für die Ewigkeit in den Silberling fräst, wobei er weniger auf Riffgranaten mit bleibender Wirkung aus ist, sondern lieber detaillierte Akzente in seinen treibenden Melodiebögen setzt, die es zu entdecken gilt. Für Martin Missy ist dies die reinste Spielwiese, hier seine fies-keifenden, meist gut verständlichen Vocals laufen zu lassen.
Protector sind und bleiben wahrscheinlich auch mit „Excessive Outburst Of Depravity“ das hässliche Kind in der Familie, das von niemandem so richtig geliebt und gelobt wird. Aber was wäre eine Geschichte ohne normative Abweichungen oder einen richtig üblen Bösewicht?