Music For Nations / VÖ: 24. Juni 2022 / Art Rock, Prog
porcupinetree.com
Text: Michael Bohli
Totgesagte leben länger, und im Falle von «CLOSURE / CONTINUATION» riecht die Angelegenheit nicht mal merkwürdig. Nach langen Jahren sind Porcupine Tree wieder da, zum Trio geschrumpft und noch etwas technischer als zuvor, aber weiterhin unverkennbar in Songwriting, Harmonien und Gesang. Mit «The Incident» schien 2009 alles zu enden, dieser Trugschluss wird mit sieben (oder zehn, je nach Edition) brandneuen Songs aufgedeckt. Während einer längeren Phase geschrieben und aufgenommen, ist die Platte eine Song-Sammlung ohne einengendes Konzept.
Das hilft, können Porcupine Tree so diverse Stimmungen aufbauen und alle geliebten Aspekte ihrer Musik einflechten. Ok, in die psychedelische Frühphase greifen die Herren Steven Wilson, Richard Barbieri und Gavin Harrison nicht zurück, dafür wird mit Art Rock, Metal und sehnsüchtigem Alternative Rock gespielt. «Harridan» eröffnet mit brachialen Sounds, «Rats Return» schlägt Haken und «Walk The Plank» lebt von den fantastischen Keyboardflächen. Oft wirkt das Album aufgewühlt, vielfach leicht unterkühlt – die Gruppe stellt sich den widrigen Aspekten der Welt entgegen und hat Einflüsse wie King Crimson einverleibt.
Mit der Mischung aus langen («Chimeras Wreck») und kurzen Tracks ist die Scheibe abwechslungsreich geraten, gibt sich düster-vertrackt und mit weiten Gesten atmend. Persönlich vermisse ich zwar die emotionale Intensivität, welche Porcupine Tree früher oft kreiert haben, das Album ist trotzdem eine erfreuliche und mitreissende Rückkehr. Abschluss und Fortsetzung geglückt. «CLOSURE / CONTINUATION» reiht sich besonders auf der technischen Seite in die Highlights der Karriere ein.