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Band: Poésie Noire
Album: Sense Of Purpose
Label/Vertrieb: Body Electric
Veröffentlichung: 1. Oktober 2010
Website: www.poesienoire.com
Geschrieben von: JHG Shark
Die belgische Band aus Genk war am Anfang ihrer Karriere stark von EBM Bands wie The Neon Judgement, À;GRUMH… oder Front 242 beeinflusst. Aber auch Fad Gadget hatte zu ihrem Sound beigetragen, der sich immer mehr in Richtung Dark Pop entwickelte. 1991 entstand das letzte Album der Band, auf dem sich fast ausschliesslich Pop Songs befanden. Sie brachten ihnen einige Radiohits ein, “Just To Be Me Again“ ist dabei sicher der bekannteste aus dieser Zeit.
Herman Gillis gilt als Erfinder der sogenannten „Sherman Filterbank“, das Effektgerät wurde bei Produktionen von Chemical Brothers oder U2 eingesetzt.
Der erste Song “The Air“ ist wegweisend für das ganze Album, ein Electropop-Song mit einem eleganten, erotischen und englisch-unterkühlten Gesang von Marianne. Die erzeugte Spannung durch das Soundkonstrukt ist bemerkenswert und zeugt von durchdachtem Arrangement. “Hangman“ ist ähnlich wie der Opener aufgebaut, die Synthi-Strings verbreiten eher eine düstere Stimmung.
“Eureka“ ist etwas popiger und schneller im Tempo als seine Vorgänger. Die akustische Gitarre ist hübsch in den Song integriert. Die Effektspielerei beim Gesang nach 2 Minuten 54 finde ich gelungen, das Ende ist etwas abrupt. “We’ll Die Dancing“ ist fein aufgebaut, die Sounds sind harmonisch aufeinander abgestimmt, die Stimme von Marianne gefällt mir bei dem Track gut.
Der schleppende Rhythmus zu Beginn lässt “Choosers“ als düsteren Song erklingen und die musikalische Spannung bleibt während der ganzen Laufzeit erhalten. Nach 4 Minuten 11 setzt eine mächtige Synthi-Melodie ein, sie leitet den letzten Teil der Nummer ein. Etwas indische Einflüsse sind bei “The Radio Plays“ zu hören, es handelt sich dabei um das „fröhlichste“ Lied auf dem Album.
“Die Sonne“ ist der einzige Song der teilweise einen deutschen Text hat. Hier ist die Melodie der Gitarre am deutlichsten in den Vorgrund gemischt und dennoch ist es ein Electropop-Track. “Forget The Unforgettable“ hat einen technoiden Touch, der Gesang, mit Hall angereichert schwebt über dem starren Soundgefüge. Er fällt aus dem Rahmen, aber gibt dem Album ein breiteres Spektrum. “Uncertain Smile 2010“ ist ein Remake von Poésie Noire aus dem Jahre 1989. Mir gefällt die Leichtigkeit und die wummernde Gitarre im Hintergrund. Bei dem Song gibt es ein Novum: Der Gesang ist von einem Mann.
Beinahe 20 Jahre nach ihrem letzten Longplayer hat die Band ein gelungenes Comeback-Album veröffentlicht. Als Belohnung gibt es von mir vier Sterne. Wer das mag, mag auch Kirlian Camera “Odyssey Europa“, Client “Command“ oder The Girl & The Robot “The Beauty Of Decay“.
Tracklist:
1. The Air
2. Hangman
3. Eureka
4. We’ll Die Dancing
5. Choosers
6. Dream One
7. The Radio Plays
8. Die Sonne
9. Forget The Unforgettable
10. Uncertain Smile 2010
Bandmitglieder:
Marianne Valvekens – Gesang und Texte
Herman Gillis – Gitarre, Filterbank, Restyler und Bass
Johan Casters – für den Rest zuständig
Gründungsjahr:
1984