Band: Parov Stelar
Album: The Burning Spider
Genre: Elektro / Blues
Label/Vertrieb: Etage Noire / Warner
VÖ: 21. April 2017
Webseite: parovstelar.com
Vorweg, er hat den wunderbaren Elektroswing quasi erfunden. Dafür sei Parov Stelar gehuldigt und tiefgebeugt zu Kreuze gekrochen. Mit der neuen Scheibe „The Burning Spider“ scheint in dieser Hinsicht aber nun langsam alles ausgelutscht und innovationslos, und so vermute ich, ich muss mich vom klassischen Elektroswinggenuss hier verabschieden.
Ob eine Neuausrichtung denn auch immer das Richtige ist? „The Burning Spider“ wurde etwas die Substanz genommen. Die Songs klingen einseitiger, der Swing vergrämt sich in die tiefen Weiten des Hintergrundrauschens und muss dem Elektro zu viel Platz einräumen. Selten kann er ihm noch Paroli bieten. „Black Coffee“ und „Cuba Libre“ werden somit zu einem trauernden Höhepunkt des Abschieds. Schmerzdämpfend hingegen sind die Blueseinflüsse von Muddy Waters oder allen voran Lightnin‘ Hopkins im Eröffnungssong „The Burning Spider“. Sie werden von nun an wohl die süssen Streusel im elektronischen Allerlei von Parov Stelar sein, vermutlich jedoch nicht mehr wie früher das Fundament bilden. Mit diesen Einflüssen kann ich mich ja noch arrangieren. Mit den sehr elektronischen Parts, die in Zusammenarbeit mit dem aus der Karibik stammenden Sänger Anduze entstanden sind, wird aber ein Stilbruch vollzogen, den ich nicht mittragen möchte. Muss ich mich damit abfinden? Ist es tatsächlich der Abschied vom einstigen Pionier?
Langsam merke ich, das Album ist Teil eines Wandels. Schade, wurde es aber dem Anschein nach speziell für die kommende The Burning Spider Tournee konzipiert, die mit viel Pomp dieses Jahr durch die Welt tingeln wird. Mit „State Of The Union“ wird dies exemplarisch in einer Hymne zelebriert, die das Bisherige mit dem Neuen nochmals vereint und den Hörer dann in die zukünftige Stilrichtung zwingt.
So gräme ich mich schlussendlich trotzdem nur ein wenig für diesen – ich wage es zu behaupten – Neuanfang. Denn immerhin, der Spassfaktor eines Liveauftrittes wird bleiben. Hedonistisch und tanzbeinschwingend das Leben spüren lässt sich auch damit gut. An einem Festival, am besten im Sonnenuntergang – und das ist, so denke ich, der Plan von Parov Stelar. Ein wuchtiger Schlag nach vorn, auf in neue Gefilde.
Für mich persönlich, zuhause am Plattenteller, aber eine bittere Erfahrung, denn ich hänge an Altem, Verstaubtem und lasse mir nicht gerne meine über Jahre angesammelten Spinnennetze längst vergangener Freuden und Erinnerungen, die so oft mit Musik verbandelt sind, vom reinigenden Feuer der Veränderung versengen. Dennoch zolle ich Respekt für die gelungenen Blues-Einflüsse und danke für den versöhnenden Abschluss, für all die in Nostalgie schwelgenden Langzeitfans. Nun zücke ich das weisse Taschentuch und blicke dir nach – Adieu.
Tracklist:
1. The Burning Spider
2. Step Too
3. Soul Fever Blues
4. Everything Of My Heart
5. My Man
6. All Grown Up
7. Mama Talking
8. State Of The Union
9. Beauty Mark
10. Cuba Libre
11. Black Coffee
12. The Ride
Bandmitglieder:
Marcus Füreder – Instrumente und Songwriting
Gründung:
2003
Text: Sebastian Leiggener