Band: Paradise Lost
Album: Symphony For The Lost
Genre: Gothic Metal / Symphonic Rock
Label/Vertrieb: Century Media
Veröffentlichung: 20. November 2015
Website: paradiselost.co.uk
Geschrieben von: Michael Bohli
Leute die sich immer in schwarz kleiden, die Haare lang wachsen lassen und ihre Musik gerne mit grossen Gesten unterstreichen, denen liegt meist auch die sinfonische Welt. Irgendwoher muss ja die Inspiration für eine Klangreise in Länder voller Helden und Drachen, epischer Schlachten und Feuerhöhlen kommen. Soweit das Klischee. Doch gerade eine Band wie Paradise Lost, die es sich im Gothic-Metal bequem gemacht hat, unterstreicht nun die Bedeutung von solchen Werken und präsentiert ein Livealbum mit Orchester. Hoch zu Ross und los aufs Schlachtfeld!
Das im alten und ehrwürdigen Römertheater in Plovdiv aufgezeichnete Konzert spaltet die Freude in zwei Teile. Wie mit einem überlebensgrossen Beil getrennt, wird die Band zuerst von Chor und Orchester in neue Soundvolumen begleitet, nur um sich für die letzten 40 Minuten wieder ganz alleine auf der grossen Bühne zu behaupten. Doch verloren ist hier niemand, denn die Musiker um den gut gelaunten Sänger Nick Holmes geben ihr bestes. Ihre Spielfreude ist zu jedem Moment spürbar, da verzeiht man der Band die wenigen Fehler. Dass diese Missgriffe nicht nachträglich bearbeitet wurden und Holmes sogar ein paar Zeilen krumm singen darf, zeugt von ehrlicher Rohheit dieser Aufnahme. Sicherlich ist gerade der Konzertabschluss eher eine Standardangelegenheit, lässt dem Hörer aber genügend Raum, um sich zu erholen.
Denn was während der ersten acht Stücke aufgefahren wird, ist nicht nur episch gross, sondern wirkt zum Teil etwas aufgeblasen. Bläser streiten mit den Gitarren um die Hauptrolle, Streicher drängen das Schlagzeug in den Sumpf zurück. Dabei entsteht ein Sound, der direkt aus einem Film oder Hörspiel zu kommen scheint, und man muss sich zuerst damit anfreunden. Die Darbietung zeigt zwar Krallen, fühlt sich aber meist flauschig an. Wie immer ist die Kombination aus Sinfonie und Rockband eine Frage des Geschmacks, zu Paradise Lost passt dieses überzeichnete Auftreten ganz gut. Besonders, da in jedem Lied andere Instrumente die Leitung übernehmen. Leider passiert es dabei aber auch, dass die Band an ihrer Unterstützung vorbeispielt, bei Liedern wie „Gothic“ geht die Kalkulation hingegen perfekt auf.
Ein Grossteil des Dankes gebührt dem Publikum, feiert dieses die Gruppe während des gesamten Auftrittes frenetisch ab. „Symphony For The Lost“ ist somit eine Aufnahme die Spass macht, auch wenn sie einem teilweise ärgerliche Dinge vor die Füsse wirft. Paradise Lost beenden ihr erfolgreiches Jahr 2015 somit mit einer gesunden Erweiterung ihres Kataloges. Diese Aufnahme ist besonders für Fans der Band lohnenswert und dank einer Laufzeit von zirka 90 Minuten im angenehmen Rahmen. Vergesst vor dem Anhören aber nicht, eure Schwerter und Rüstungen zu polieren. Die erste Hälfte wird ohne diese Utensilien eine Ritter begrabende Lawine.
Tracklist:
1. Tragic Idol
2. Last Regret
3. Your Own Reality
4. Over The Madness
5. Joys Of Emptiness
6. Victim Of The Past
7. Soul Courageous
8. Gothic
9. The Enemy
10. Erased
11. Isolate
12. Faith Divides Us, Death Unites Us
13. As I Die
14. One Second
15. True Belief
16. Say Just Words
17. The Last Time
Bandmitglieder:
Nick Holmes – Gesang
Greg Mackintosh – Gitarre und Keyboard
Aaron Aedy – Gitarre
Steve Edmondson – Bass
Adrian Erlandsson – Schlagzeug
Gründung:
1988