Stickman Records / VÖ: 18. August 2017 / Psychedelic, Post-Rock
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Text: Michael Bohli
Es waren drei Freunde, die einen Weltallflug machten – hoch zu den Sternen, hinab den Kometen nach. Der Schlagzeuger sitzt hinten und liefert Schub um Schub, die Steuermänner und Tonangeber sitzen vorne. Und es rattert und brummt um sie herum der Motor, die kosmische Strahlung, die Ewigkeit. Was sich Mani Matter damals wohl nicht einmal erlaubte zu träumen, das ist bei Papir der Alltag: Instrumentaler Rock, der alle Grenzen und Hemisphären sprengt, zwischen psychedelischen Passagen und druckvollen Post-Rock-Momenten pendelt. Willkommen bei „V“.
Sich etwas mit der Geschichte des Prog- und Krautrock auszukennen, kann nie falsch sein, besonders wenn man mit der eigenen Musik all diese Quellen anzapft. Papir, welche mit „V“ ihr erstes und gleich über 90 Minuten langes Album vorlegen, wissen dies nur zu gut. So lebt ihre Musik nicht nur von immerzu wechselnden und sich gegenseitig aufgreifenden Klangmustern, sondern verneigt sich auch gleich vor alten Legenden der bewusstseinserweiternden Spielart. Schön ist aber, dass jedes der sieben bis zu 25 Minuten langen Stücke auf diesem Album wunderbar entspannt daherkommt.
Sicherlich, die Gitarren werden mal forscher und legen ihre Argumente wunderbar dröhnend dar, Papir halten aber nicht viel von andauerndem Krach. Viel lieber lassen sie ihre Kompositionen herrlich in die Gebiete des Jam, des analogen Ambient und der entspannten Fusion eintreten. Immer mit freundlicher Wirkung, nettem Lächeln und fesselnden Arrangements ist „V“ also bester Stoff für eine lange Reise aus dem eigenen Kontinuum. Dänemark ist plötzlich nur noch wenige Meter entfernt und das Glück liegt zwischen emotionalen Melodien und zugkräftigen Takten.