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Pabst – This Is Normal Now

28/11/25
von David Spring

Pabst-ThisIsNormalNow

Alcopop! Records / VÖ: 28. November 2025 / Hyperrock
pabstrules.com

Text: David Spring

Ich weiss nicht mehr, wann ich aufgehört habe, die pessimistisch-depressive Serie Black Mirror zu schauen. Wahrscheinlich, als ich irgendwann zum Fenster raus blickte und feststellen musste, dass die dystopischen Techno-Szenarien der Anthologie-Sendung schon lange Realität geworden sind. Der gute, vorausschauende George Orwell würde sich wohl in den Hintern beissen, wüsste er, dass wir seine Warnung als Anleitung missverstanden haben. Nun, jetzt haben wir den Mist, denn «This Is Normal Now». Und damit herzlich willkommen in der Welt des Hyperrocks von Pabst!

Was einem auf diesem Album sofort begegnet, ist das Gefühl einer Realität, die längst zu gross und zu absurd geworden ist. Pabst übersetzen dieses unterschwellige Dauerflackern in einen Sound, der überfordernd und gleichzeitig unendlich befreiend wirkt. Schon der Opener «Limbo No. 5» zeigt, wie gut die Band Chaos in hörbare Form bringt: druckvolle Gitarren, elektronische Spielereien und Melodien, die sich hartnäckig festsetzen. Ein unverschämt gelungener Einstieg in dieses überbordende Album und damit auch das perfekte Sinnbild für die musikalische Evolution der Band.

Pabst haben ihren Sound geöffnet und um neue Elemente erweitert, sich aber auch von ihrem früheren Fuzz-Grunge-Korsett befreit. Synths, Gastauftritte und rhythmische Experimente verleihen den 13 Songs neue Dimensionen sowie enorm viel Abwechslung und Kreativität. «I Felt All There Is To Feel» treibt mit seinem Disco-Groove das Thema digitaler Überreizung auf die Spitze, während das sympathisch lärmige Featuring mit Blush Always in «Twenty Three» dem Album eine bittersüsse, poppige Note verleiht. Überall spürt man die neu gewonnene Freiheit der Band, ohne dass sie sich verbiegen würden. Alles wirkt mutig, organisch und dem rast- und ziellosen Zeitgeist entsprechend.

Inhaltlich graben Pabst gewohnt tief. Die Texte schwanken zwischen politischer Wut, persönlicher Erschöpfung und diesem lähmenden Gefühl, dass man eh nichts mehr kontrollieren kann. «Heavy Metal Junk Island» oder «Orca Whale» lesen sich wie apokalyptische Visionen einer Zukunft, die kaum noch ausweichbar scheint. Es sind starke antikapitalistische Warnungen, die wir ernst nehmen sollten. Das an Disco Ensemble erinnernde Überschall-Punk-Brett «Song On The Radio» oder das beinahe schüchterne «Happy Birthday (You’re Not A Fighter)» zeigen zwar zwei sehr unterschiedliche musikalische Seiten, verhandeln aber beide den individuellen Kampf mit Erwartungen, Überforderung und dem Wunsch, einfach auszubrechen. Das brachiale «Prepaid» fasst die Stimmung des Albums schlussendlich in wenigen Zeilen perfekt zusammen: Alles ist zu viel, nichts ergibt Sinn, doch irgendwie machen wir weiter. Dieses resignierte Schulterzucken macht tröstlich Mut, erkennt man sich doch bestens darin wieder.

Pabst zeigen sich auf «This Is Normal Now» musikalisch mutiger und textlich schärfer denn je. Ihr ganz eigener Hyperrock funktioniert gleichermassen als Ventil wie auch als Auffangbecken für all die Gefühle, für die es keine oder viel zu viele Worte gibt. Chaos, Verzweiflung, Überforderung, aber auch dieser Funke feuriger Hoffnung machen es zu genau einem dieser Alben, die wir dringend brauchen. In dieser Welt, in der alles normal geworden ist, was nie normal hätte sein dürfen – und in der es immer schwieriger wird, nicht im Zynismus zu versinken, ist es wahrhaftig schön, dass zumindest auf die beständige Genialität von Pabst Verlass ist.

Eingeordnet unter Musik-Rezension Schlagworte: David Spring, Indie, Pabst, Punk, Rock, This Is Normal Now
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