Author: Oswald Henke
Title: Ich habe mir die Liebe abgewöhnt und bin doch weiter süchtig
Publisher: Culex
Website: http://www.oswald-henke.de
Written by: Nicole
Oswald Henke, auch bekannt als Kopf von Goethes Erben, unterbreitet der gewillten Leserschaft nun bereits sein drittes Buch. Mit „Ich habe mir die Liebe abgewöhnt und bin doch weiter süchtig“ bekommen wir hier die vertonten Worte aus seinem Projekt fetisch:Mensch sowie eine kleine Sammlung seiner Kolumnen aus dem Orkus Magazin, die unter dem Titel „Henke Trocken“ während ein paar Jahren regelmässig veröffentlicht wurden.
Das Buch oder besser gesagt der Gedichtband enthält eine schöne Sammlung an Gedanken über die Liebe in all ihrer Verworrenheit und dem dazugehörigen Gefühlschaos. Ob verliebt, geliebt, liebeskrank, Herz schmerzend, nach Liebe suchend oder keine Gegenliebe erhaltend, jede Facette ist in den Gedichten wieder zu erkennen und weckt Erinnerungen an ähnliche, eigene Gefühlsmomente. Wer gerne in Gedichten schmökert oder selber schreibt, wird hier sicherlich die eine oder andere Zeile finden, die es sich zu rezitieren lohnt.
Vielmehr habe ich mich jedoch auf die Kolumnen gefreut, welche ich bereits früher gerne im Orkus Magazin gelesen habe. Mit sehr spitzer und direkter Feder schreibt Henke hier seine Meinung über die Gesellschaft und den Alltag, seine Enttäuschungen oder Freuden nieder. Kritisch und witzig zugleich zieht er über Themen des Alltags weg und lässt oft seinen Frust an Erlebtem oder dem Weltgeschehen freien Lauf. Dabei kann man entweder zustimmend nicken oder auch mal schmunzeln. Auf alle Fälle sehr treffend geschrieben und am Ende doch immer mit einem Hoffnungsschimmer versehen und ohne seine positive Lebenseinstellung zu verlieren.
Die letzte Kolumne „Wie krank ist eine Gesellschaft“ wurde hingegen, auf Wunsch des Autors, nicht im Magazin abgedruckt. Darin erklärt er sein Unverständnis gegenüber jenen Leuten, die, welcher Tendenz auch immer, aus radikalem Denken heraus, Leute auf dem WGT 2007 angegriffen hatten und mit Steinen um sich warfen. Henke tut seinem Unmut über Vandalismus, Gewalt und Intoleranz kund und trifft damit wohl den Punkt, wieso sich nicht nur er, sondern ein Grossteil der Besucher an besagtem Treffen nicht mehr hundertprozentig wohl fühlten. Mir persönlich erging es ebenso und meiner Meinung nach haben eindeutige Runenzeichen mit Wave oder Gothik nun wirklich nichts mehr zu tun. Hoffen wir mal, dass sich diese Sparte wieder in ihre eigenen vier Wände verkriecht und nicht eine friedliebende Szene weiter infiltriert.
Alles in allem ein schönes, wenn auch kleines Büchlein, nicht nur für Romantiker. Einziger Schwachpunkt finde ich die Bilderauswahl. In der Kolumne „Irritationen und Generalverdacht…“ klagt Oswald Henke zwar an, dass es mittlerweile bei vielen Menschen nicht mehr um den Inhalt, sondern nur noch um eine sexy Verpackung geht (im Zusammenhang mit der Musikbranche) und dass, Photoshop sei dank, aus jedem oder jeder ein Adonis oder eine Aphrodite gemacht werden könne. Dem stimme ich zum Teil zwar zu, finde jedoch trotzdem, dass die Bildauswahl in diesem Band etwas schmucker hätte ausfallen dürfen. Bildbearbeitung geht auch besser – ok, da spricht halt jetzt mein Fotografinnen-Herz.
Übrigens gibt es neuerdings eine Fortsetzung der „Henke Trocken“ Kolumnen im Internet, die sich nun „HenkeDigital“ nennt. Denke, es lohnt sich dort ab und zu mal reinzulesen.