AuGeil Records / VÖ: 5. März 2020 / Rock, Lo-Fi
obachtobacht.net
Text: Michael Bohli
In hundert Jahren wird niemand mehr darüber sprechen, diese Botschaft trägt man schnell den gesamten Tag mit sich. Es bleibt aber nicht die einzige Mitteilung, die „Diorama“ macht, jedes Lied wartet mit interessanten Aussagen aus, mit angriffigen Behauptungen und dem Versuch, die Rockmusik von Obacht Obacht neu auszulegen. Was beim Vorgänger „Wormhole Songs“ noch eine gesamte Band war, das ist nun wieder Tobias Rüetschi alleine – ohne etwas von der Dringlichkeit verloren zu haben.
Die Synthesizer sind präsenter, der Schmutz etwas abgeklopft und die Lieder näher am Pop. Mit den Gitarren, dem Mundartgesang und der Eigenproduktion sind Obacht Obacht aber nicht im Mainstream gelandet, sondern halten der Szene den Spiegel vor. „Diorama“ ist eine Nahaufnahme von unseren Marotten, von den hohlen Egotrips – mal schleppen mit „Monument“, dann beängstigend mit „Ich verdampf“. Ein Spiel zwischen lockenden Melodien und bitteren Wahrheiten, „Risike – Fertig kalkuliert“ für alle adrett gekleideten.
Während einem Jahr produziert und aufgenommen, zeigt Rüetschi als Obacht Obacht eine neue Facette seines Schaffens und hat zehn Lieder vorgelegt, die klanglich und inhaltlich immer fordern und gefallen. Wie nahe man sich an die Details von „Diorama“ hinwagt, das ist einem selbst überlassen, die Tiefe der Platte ist aber keinesfalls vorgegaukelt. Darum: Wenn schon „Auge zue“, dann dafür die Ohren ganz weit auf.