Kscope / VÖ: 22. Februar 2019 / Progressive Rock
orkband.com
Text: Michael Bohli
In der Literaturrichtung der Science Fiction wird zwischen der lockeren Unterhaltung und der technisch intensiven Erzählweise unterschieden. Wenn man diese Trennung auf die Musik überträgt, dann landet man beim neuen Album von O.R.k. ganz klar in der harten und abstrakten Abteilung des Progressive Rocks. „Ramagehead“ zeigt sich von Beginn an als kühles und kantenreiches Werk, als Spielfläche für wilde Gitarrenriffe und vielschichtiges Schlagzeug, immer nahe an der Formel. Aber diese Supergruppe verliert Emotionen und das Bauchgefühl nie aus den Augen, dazu sind Lorenzo Esposito Fornasari, Pat Mastelotto, Colin Edwin und Carmelo Pipitone zu erfahren.
Man hört die Herkünfte der Herren immer wieder heraus, sei es in der fokussierten Weise von Porcupine Tree, den technokratischen Wildwüchsen von King Crimson oder der elegischen Präsentation italienischer Bands. Mit „Beyond Sight“ wird eine Türe aufgemacht, die durch das epische „Black Blooms“ komplett aus den Angeln gerissen wird. Mit Gastsänger Serj Tankian (System Of A Down) toben sich O.R.k. durch pathosreiche Takte, die Gesänge werden mehr als nur Wortträger und die Erinnerungen der Nullerjahre blitzen auf. Nicht nur dort, auch bei „Time Corroded“ denkt man beispielsweise an Soundgarden, oder in anderen Momentan an Dream Theater.
Zwar kommt „Ramagehead“ ohne gesamtheitliches Konzept aus, ein roter Faden an Sound und Wirkung zieht sich aber doch durch das Werk. O.R.k. versuchten, die Spontanität und Energie ihrer Liveshows auf das Album zu übertragen, ein Vorsatz der ziemlich gut eingelöst wird. Immer wieder locken Aspekte, welche auch Verfechter „normaler“ Rockmusik gefallen werden, nur um dann Haken zu schlagen oder gleich Messer auszupacken. Dieses dritte Werk ist abwechslungsreich, erfahren und wuchtig – und genau dann kopflastig, wenn es auch sein sollte.