Band: nulldB
Album: Endzeit
Label/Vertrieb: AFM / Rosenheim Rocks
Veröffentlichung: 14. Dezember 2012
Website: null-db.com
Geschrieben von: Dennis Bäsecke
Endzeit von nulldB ist gut eingespielt. Solide Beherrschung der Instrumente, knackige Rhythmen und ein schwerer, druckvoller Sound erfüllen das Genre-Soll zur Genüge. Die Stimmarbeit von Frank Kühnlein und Mischa Matveev verdient, besonders hervorgehoben zu werden: Kraftvoll und vielseitig!
nulldB klingen jung – sehr jung! Das führt ab und zu bis zur Naivität. Die Texte gleichen zum Teil einer Perlenkette der Klischees und verheddern sich trotz drastischen Vokabulars irgendwie in Richtungslosigkeit. Angesichts der Direktheit und Stringenz der Musik positioniert sich die Band oft nicht wirklich und bis zum Schlussakkord bleibt unklar, worauf man hinaus will. Aktuelle Bezüge der Songs, wie der arabische Frühling (Tyrannei) oder die Todesstrafe (Leben) setzten wichtige Akzente.
Aber dem ganzen Album fehlt dann doch ein roter Faden. Das fällt beim „Roten Regen“ und „Die Jagd beginnt“ ebenso wie beim Titeltrack „Endzeit“ auf. Das in letzterem beschworenen „atonale Gewimmel“ würde man sich wohl wünschen; stattdessen passiert musikalisch nichts, was nicht schon ziemlich genau so stattgefunden hätte – irgendwo in Deutschland, in den letzten 25 Jahren.
Auch die Produktion selbst bleibt unentschlossen; So wird ein Drum-Fill zu Beginn von Endzeit „geflangert“, was dann aber komplett folgenlos bleibt. Weder wiederholt sich das Element, noch passieren ähnliche Dinge irgendwo auf dem Album. Kinderchöre/ -stimmen sind wohl eine Geschmacksfrage aber auch sie sind hier nicht unproblematisch; das Klischee wartet mit der Keule. Die ganze Sache wirkt sehr überproduziert – riecht schlussendlich eher nach perfekt gestylten Contest-Siegern als nach schweisstriefendem Rock’n’Roll.
Die „Kinder des Zorns“ lassen dann aufhorchen. Ein schönes akustisches Intro und einige clevere Konstruktionen im Text zeigen das Potential der Band. Auch „Leben“ glänzt musikalisch, während „Kaltes Herz“ und „Versuch es doch“ vergleichsweise seicht und Chart-tauglich daher kommen. Es gibt grosse Unterschiede innerhalb des Albums:
Völlig irritiert bin ich dann bei „Taub Blind Stumm“ und später bei „Büchse der Pandora“ (einem der drei Bonus-Tracks). Als deutliche Niveau-Peaks inhaltlich und musikalisch herausragend, stellen die beiden Songs viele meiner Kritikpunkte von oben in Frage. In beiden Fällen sind die Texte virtuoser und bestimmter, dadurch die Musik entschiedener, als bei den übrigen Tracks. Crossover-Elemente finden ihren Weg ins Arrangement, Scratch-Sounds und Rap-Sequenzen erweitern die Farbpalette sehr zum Vorteil! Zwei wirklich überzeugende Songs.
nulldB haben Potential. Das schimmert durch. Mit mehr Mut und Experimentierfreude ist da im Sinne dieser beiden „Sternstunden“ noch viel zu holen.
Tracklist:
1. Tyrannei
2. Endzeit
3. Roter Regen
4. Kinder des Zorns
5. Kaltes Herz
6. Versuch es doch
7. Leben
8. Taub Blind Stumm
9. Freiheit
10. Die Jagd beginnt
11. Flucht (Bonus)
12. Déja Vu (Bonus)
13. Büchse der Pandora (Bonus)
Bandmitglieder:
Frank Kühnlein – Gesang, Gitarre
Mischa Matveev – Gesang, Gitarre
Matze Hottinger – Bass
Fabi Angermüller – Schlagzeug
Gründung:
2002