Autor: Nina Hagen
Titel: Bekenntnisse
Label: Universal
Veröffentlichung: 19. März 2010
Geschrieben von: Luke J.B. Rafka
„Gehst DU etwa auch wieder weg wie all die anderen?“
Die aussergewöhnliche Liebesgeschichte der Punkikone Nina Hagen!
Die Urgestalt einer christlichen Punknonne Nina Hagen schaute der Liebe, den Drogen und dem Tod ins Auge. Ebenso hat sie Ufos gesehen und hatte während eines LSD-Tripps ein Meeting mit Gott. Seither erlebt sie eine unglaubliche Liebesgeschichte mit Jesus.
Hätte ich diese “Bekenntnisse“ als gebundenes Papierbündel erhalten und selbst gelesen, so hätte ich es spätestens nach den ersten fünf Seiten ins Regal gestellt. Aber doch, ich interessiere mich sehr für Esoterik, Glaubenbekenntnisse, Unterbewusstsein, kritischen Blickweisen und solchen Dingen, aber dieser „christliche Humbuk“ in vielen solcher Büchern lehne ich einfach nur ab. So denn auch in “Bekenntnisse“ in Buchform.
Aber Nina Hagen ist eine Frau zu der ich aufschaue. Hat sie doch schon sehr viel Negatives sowie auch Positives in ihrem verkappten Leben erfahren dürfen und trotzdem scheint sie absolut zufrieden mit ihrem bisherigen Leben zu sein. So durchgeknallt, wie sie erzählen kann, sehe ich sie immer wieder gern und höre ihr ebenso interessiert zu. So war es auch kein Problem diesem Hörbuch mit Elan zu folgen.
Catharina Hagen kam 1955 in der ehemaligen DDR als Tochter berühmter Eltern zur Welt. Aufgewachsen in Ostberlin nutzte Fräulein Hagen seinerzeit den Eklat nach ihrer öffentlichen Solidaritätsbekundung, für den in der DDR verhassten Wolf Biermann, dem sie später nach Hamburg folgte, in den Westen zu emigrieren. Ein kurzer Ausflug nach Grossbritannien brachte sie dazu, sich der dortigen Punkszene anzuschliessen. Nach ihrer Rückkehr gründete sie in Berlin-Kreuzberg mit der damaligen Band Lokomotive Kreuzberg die Nina Hagen Band um fortan als deutsch Punkdiva für Furore zu sorgen.
Neben ihrer Musik tritt sie immer wieder als Schauspielerin in Erscheinung. So spielte sie etwa in einer Folge der Fernsehreihe “Tatort“ mit oder auch im Kinofilm “7 Zwerge – der Wald ist nicht genug“. Immer wieder schockt sie ihre Umwelt mit diversen Äusserungen und Taten. Damals schloss sie sich dem Babaji-Ashram, einer indischen Sekte an oder lieferte eine absolut schräge Hochzeit auf Ibiza ab. Und heute, ganz seriös ist sie wieder der christlichen Liebe verfallen. Stets war sie auf der Suche nach dem Herren, der ihr vor vielen Jahren schon in einer LSD-verrauchten-Vision erschien. Jesus! „Gehst Du etwa auch wieder weg, wie all die anderen?“ hatte die Punkikone Gottes Sohn in jener Nacht gefragt, als sie ihn traf. Die Antwort auf diese Frage ist die Lebensgeschichte der Nina Hagen. „Nein, ich bleibe hier. Ich war immer bei dir und werde auch immer da sein.“ Seit längerer Zeit wirbt sie nun auf ihrer Webseite für den Glauben an Jesus und hat sich im August 2009 taufen lassen. Ihr Taufvers lautete: „Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fliessen“ (Die Bibel, Johannes, Kapitel 7, Vers 38). Immer wieder findet sie klare Worte zum Weltgeschehen und Möchtegernpromis wie z. B. Lady Gaga, die sie als eine „satanische Schlampe mit ihren faschistischen und dämonisch-angehauchten Geheimzeichen“ beschreibt. “Eine Pop-Prostitution habe mehr mit Bikini Werbung als mit Wärme zu tun“. Sie nimmt halt kein Blatt vor dem Munde, lässt sich nichts vorschreiben und denkt über das Weltgeschehen nach. Einer der wenigen Menschen in dieser Welt. Wer hinter ihrer Fassade schaut, stellt fest, dass sie mit ihrer Kunst sogar etwas bewirken kann.
Auch führt sie auf, wie es sich damals in der Ex-DDR verhielt. So zum Beispiel, fiel Catharina Hagen nicht wirklich durch die Aufnahmeprüfung der Schauspielschule. Sie schreibt, dass sie nach der Wende ihre Stasiakte durchgeschaut habe und dort tatsächlich las, dass ihre form- und grundlose Ablehnung seitens der Schauspielschule nicht etwa auf künstlerischem Unvermögen beruhte, sondern auf dem handschriftlichen Vermerk „Verhindern!“, den der zuständige Stasioffizier auf dem Aufnahmeantrag der Schauspielerinnen- und Dissidentenstieftochter anbrachte.
Gekonnt und in mit ihrem Charme liefert sie eine Biographie, die es in sich hat. Botschaften, die sie mit Witz an den Leser bzw. Hörer bringt, sind immer wieder versteckt zu finden. Aber auch über die Blume hinweg zeigt sie auf, wie es heutzutage in der Welt vonstatten geht, nämlich nicht anders als in dieser damals kontrollierten Zeit der Ex-DDR.